Mit dem Ziel, über die Klimakrise und mögliche Lösungsansätze aufzuklären, organisierte Students for Future vom 17. bis 21. Mai die vierte Public Climate School. Doch trotz gezwungenermaßen digitaler Umsetzung ließen die Teilnehmerzahlen zu wünschen übrig.

Es wirkt alles sehr gut vorbereitet und aufwendig organisiert, wenn man sich die Website der Public Climate School mit allen wichtigen Infos anschaut. Nach nur wenigen Klicks ist klar: da wurde sich wirklich viel Mühe gegeben und ordentlich Arbeit rein gesteckt. Das Programm strotzt nur so vor Schulstunden inklusive Lernmaterialien, Workshops und Podiumsdiskussionen, sortiert nach täglich wechselnden Themenschwerpunkten. Vom aktuellen Stand der Klimakrise über gelungene Klimakommunikation bis hin zur kritischen Betrachtung der Klimapolitik werden alle Aspekte berücksichtigt und lassen das Herz eines jeden hartgesottenen Klimaaktivisten höher schlagen. Doch genau da liegt das Problem. Denn wie die Zahlen der Zuschauer des Youtube-Livestreams verdeutlichen, erreichen Students for Future mit der Public Climate School nur eine geringe Zahl an Menschen.

Nun ermöglicht die Onlinedurchführung der Aktionswoche es immerhin, sich die Inhalte auch noch Monate später anzusehen. Ob die Zahlen jedoch nachträglich in die Höhe schießen werden, ist doch eher fraglich. Und so stellt sich die Frage, wieso es die Public Climate School versäumt, trotz grünem Umfragehoch und maximaler Zugänglichkeit durch das Onlineformat mehr Teilnehmer*innen anzuziehen. Ein Grund hierfür ist womöglich, dass nach über einem Jahr Homeschooling und Online-Uni die meisten jungen Menschen beim Gedanken an noch mehr Lernen vor dem Computer rasant die Flucht ergreifen. Doch die Public Climate School richtet sich explizit an alle – nicht nur an Schüler*innen und Studierende. Schließlich geht Klimaschutz jede*n etwas an und benötigt die Aufmerksamkeit sämtlicher Generationen, um wirklich wirksam zu sein. Zudem haben die zahlreichen globalen Klimastreiks der vergangenen Jahre verdeutlicht, dass der Klimaschutz tausenden Menschen jeglichen Alters am Herzen liegt. Theoretisch sollte also durchaus großes Interesse an einem Format wie der Public Climate School bestehen.

Wenn der Vortrag über die Tierindustrie, Hitzesommer und Pandemien am Montagnachmittag nur etwa einhundertfünfzig Zuschauer*innen anlockt, so lässt sich das vielleicht noch dadurch erklären, dass viele Schüler*innen und Studierende um diese Uhrzeit selbst noch Unterricht haben. Doch das Klimajournal zur besten Sendezeit um zwanzig Uhr lockt am Tag drauf keineswegs mehr Menschen vor die Bildschirme, trotz aufwendiger Produktion und unbestreitbar wichtiger Message. Da hilft es auch nicht, wenn die wenigen aktiven Teilnehmer*innen in den Kommentaren begeistert ihren Respekt zollen und allen Beteiligten für die viele Arbeit danken. Vielmehr bedürfte es des Applauses auf anderen sozialen Plattformen, denn der Hashtag #publicclimateschool verzeichnet auf Instagram nur wenige Tausend Posts. Offensichtlich erreicht Students for Future die eigene Kernzielgruppe nicht, und das, obwohl die Bewegung in den letzten Jahren durch Onlinemobilisierung große Mengen überwiegend junger Menschen auf die Straße getrieben hat. Gibt es demnach eine allgemeine Protestfreudigkeit bei gleichzeitiger Paukresistenz?

Klimaschutz ist nicht sexy

So pauschal lässt sich das wohl kaum sagen, denn der aktuellen Generation Schüler*innen und Studierenden kann man wirklich kein mangelndes Interesse an der Klimakrise vorwerfen, und immerhin scheint die Mehrzahl der aktiv in den sozialen Medien über die Public Climate School Postenden dieser Altersgruppe anzugehören. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass eine geringe Bereitschaft, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen nichts Neues ist, kämpfen Klimaaktivist*innen doch nunmehr seit Jahrzehnten mit der Unattraktivität der Problematik. Klimaschutz ist nicht sexy, und die Allermeisten scheuen die ernsthafte Auseinandersetzung damit, wenn es sich denn irgendwie vermeiden lässt. Dieses Problem hat die Public Climate School durchaus erkannt und widmet der Frage nach gelungener Klimakommunikation das gesamte Programm am Mittwoch.

Doch bei der Podiumsdiskussion zu dem Thema bewegen sich die Zuschauerzahlen unter der Hundertergrenze, trotz prominenten Gästen wie Johannes B. Kerner. Es ist offensichtlich, dass das Problem nicht leicht zu lösen ist und die Gäste diskutieren leidenschaftlich mitunter darüber, wie viel Berichterstattung die Klimakrise einnehmen und ob diese eher emotional oder rational gestaltet sein sollte. Das Ziel muss hierbei natürlich sein, die breite Öffentlichkeit zu erreichen und zum Umdenken zu bewegen. Vielleicht liegt das Problem daher vielmehr darin, dass die junge Generation schon sehr gut über den Zustand des Planeten Bescheid weiß und daher den Angeboten der Aktionswoche nicht mehr bedarf. Obwohl das Programm durchaus so gestaltet ist, dass sich auch für Klimaexpert*innen noch interessante Debatten und Inhalte hätten finden sollen.

Verständlich, niedrigschwellig und mitunter unterhaltsam

Da Bildung jedoch ein zentraler Punkt im Kampf für mehr Klimaschutz und -gerechtigkeit darstellt, um die Dringlichkeit der Situation und gegebenenfalls damit einhergehende drastische Maßnahmen verständlich zu machen, sollten so viele Menschen wie möglich sich intensiver mit dem Thema befassen. Die Diskussion um den Klimawandel darf keine exklusive, von einer gebildeten Elite geführte sein, sondern muss alle Altersgruppen, Geschlechter und sozialen Schichten einbeziehen und berücksichtigen. Damit dies aber funktioniert, bedarf es eines niedrigschwelligen Zugangs zum aktuellen Stand der Wissenschaft. Die Public Climate School bietet genau das, auf verständliche und mitunter unterhaltsame Weise.

Wenn Luisa Neubauer in ihrem Vortrag am Donnerstagabend davon spricht, dass es heute kaum noch Leute gibt, die die Klimakrise grundsätzlich leugnen, dafür aber deren Drastik und Ausmaß, so wirkt die Public Climate School fast schon als Beweis dafür. Es ist einfach, den Klimawandel anzuerkennen, aber schwierig, den notwendigen Wandel herbeizuführen. Dafür müsste man, unter anderem, das eigene Handeln hinterfragen und sich aktiv weiterbilden. Die Zuschauerzahlen der Public Climate School weisen darauf hin, dass eine große Mehrheit sich dagegen entscheidet. Den Rahmen für solch eine Veränderung wird durch Events wie der Public Climate School gewährleistet, dank Onlineaufzeichnung auch langfristig. Jetzt muss nur noch die Nachfrage stimmen. Hierfür liegt es an jedem Einzelnen, die eigenen Hausaufgaben zu machen. Dann kann sich die nächste Public Climate School vielleicht auch mehr Zuschauer*innen erfreuen.