No risk no fun. Ein lockerer Spruch im privaten Umfeld, in der Welt der persönlichen Finanzplanung das Spiel mit dem Feuer. Aber um was geht es in der privaten Finanzplanung und ist die Skepsis vieler berechtigt?

Spätestens nach dem Wirecard-Skandal Mitte letzten Jahres, hat der Ruf der Finanzbranche stark gelitten. Finanzthemen werden eher mit Schlagworten, wie Aktienfonds, Risikokapital und Renditen assoziiert und nicht zuletzt mit dem hohen Risiko auf einen Schlag sehr viel Geld zu verlieren. Dies ist allerdings nur ein Bruchteil von dem, was private Finanzplanung oder Beratung bedeutet. Diese umfasst in erster Linie die langfristige Planung der eigenen finanziellen Ziele, welche diese sind, bestimmt jeder für sich selbst. Wer sich auskennt, kann eigenes Geld selbständig anlegen. Wer eher unsicher ist, kann Finanzberater*innen engagieren. Diese erbringen eine finanzielle Dienstleistung und betreuen ihre Kund*innen in der Entscheidungsfindung rund um Themen wie Geldanlagen, Versicherungen oder Kredite. Für Privatpersonen stehen dabei vor allem Themen wie Altersvorsorge oder Absicherung im Fokus. Das langfristige Ziel dieser Planung ist die eigenen Träume, Wünsche und Ziele zu verwirklichen – so suggeriert es uns zumindest die Finanzdienstleistungsbranche. Dabei darf man nicht vergessen: Finanzberater*innen arbeiten auf Provisionsbasis oder erhalten eine Honorarzahlung, so verdienen sie durch den Verkauf von Dienstleistungsprodukten an ihre Kund*innen.

Finanzplanung ist unpopuläres Thema unter Studierenden

Aber ist Finanzplanung für Studierende überhaupt relevant? Für Gustav Steiner Geschäftsführer Gesellschaft für private Finanzplanung (gfp) steht fest: „Finanzplanung ist für alle Haushalte in Deutschland relevant, weil man sich mit Geld sein Leben finanziert – heute und in Zukunft.“ Für viele Studierende geht das Thema Finanzen jedoch nicht über Bafög-Anträge oder die eigene Monatsfinanzierung hinaus, die wenigsten jungen Menschen setzen sich schon früh mit der Planung der eigenen finanziellen Ziele auseinander. Dies beobachtet auch der unabhängige Finanzberater Jürgen Dries: „Das Thema Finanzen ist sicherlich weniger charmant als einen Urlaub zu planen oder sich einen Rasierapparat oder Föhn zu kaufen. Da beschäftigt man sich mehr damit als mit den eigenen Finanzen. Das finde ich irgendwie faszinierend”, sagt er.

Schlechter Ruf der Branche

Mit einem hat er sicherlich Recht: Finanzielle Themen scheinen auf den ersten Blick eher trocken und selten beschäftigen sich gerade junge Menschen in ihrer Freizeit gerne mit Themen wie Absicherung, Liquidität und Altersvorsorge. Für die fehlende Popularität von Finanzthemen ist jedoch auch die teils große und nicht unbegründete Skepsis vieler Menschen gegenüber der Finanzdienstleistungsbranche Ursache. Schließlich verdienen gerade provisionsabhängige Berater*innen nur durch den Verkauf von Dienstleistung und Finanzprodukten an ihre Kund*innen. Durch dieses Geflecht an Abhängigkeiten und Hintergründen herrscht Zurückhaltung und Misstrauen gegenüber der Branche.
Auch Gustav Steiner gibt zu, dass der Ruf der Finanzbranche nicht ohne Grund in den letzten Jahren sehr gelitten habe. Seiner Meinung nach hätten einige unseriöse Berater:innen dem Image der gesamten Branche sehr geschadet. Er betont aber auch, dass dies nicht für alle gelte. Auch Jürgen Dries sieht die Finanzberatung kritisch und warnt: „Immer, wenn mir jemand anderes etwas verkaufen will, weiß ich ja nie, ob das in meinem Interesse ist”. Es sei wichtig nicht zu vergessen, dass mit der Dienstleistung auf der anderen Seite immer Geld verdient werde.

Einstieg in die Finanzplanung

Doch wie gehen Einsteiger*innen am besten an ihre Finanzplanung heran? Gustav Steiner rät dazu: “Es ist das Wichtigste, sich über Einnahmen und Ausgaben sowie das eigene Vermögen Gedanken zu machen.” Seiner Meinung nach zeigt sich gute Finanzplanung dadurch, dass die Optimierung der Einnahmen und Ausgaben auf das Erreichen möglichst vieler finanziellen Ziele ausgerichtet sei. Dabei stünde eine langfristige Zusammenarbeit im Fokus. Er betont, dass es dabei wichtig sei, sich Vergleichsangebote einzuholen und nach Abwägung für einen professionellen Anbieter zu entscheiden.

Versuch einer Normierung

Diese Unsicherheiten und Problematiken innerhalb der Branche werfen die Frage nach einer Regulierung der Finanzdienstleistungsbranche auf. Um die Finanzberatung transparenter und objektiver zu gestalten existiert seit 2014 die DIN-Norm 7723. Diese Norm beschreibt einen systematischen Analyseprozess für Finanzberater*innen. Das bedeutet, für die Finanzplanung werden verschiedene Arbeitsschritte festgelegt, die zur finanziellen Analyse der Situation von Kund*innen durchlaufen werden müssen. Erst im Anschluss an diese DIN-Analyse erfolgt die individuelle Beratung. Durch diese Norm sollen Dienstleistungen innerhalb der Branche vereinheitlicht werden und eine einheitliche Basis zur weiteren Finanzberatung geschaffen werden. Die Idee ist, dass man als Kunde oder Kundin durch die DIN-Analyse immer das gleiche Ergebnis erhält, egal von wem man sich beraten lässt.
Jürgen Dries begrüßt die Einführung einer solchen DIN-Norm. Auch er sieht den Vorteil, dass bei einer Finanzanalyse des Privathaushaltes sichergestellt sei, dass man immer zu den gleichen Ergebnissen komme. Dadurch gebe die DIN-Norm eine Richtlinie vor, wovon vor allem Verbraucher*innen profitieren würden: “Dies gibt den Verbrauchern Planungssicherheit und Schutz. Vieles in unserem Leben ist ja normiert, wir haben uns daran gewöhnt und es erleichtert uns das Leben.”, sagt er.

Gustav Steiner hingegen sieht dies eher kritisch: „Es gibt sehr viele sehr gute Finanzberater*innen, die sich eben nicht nach dieser DIN-Norm richten, weil ihnen das zu starr ist, deswegen würde ich das nicht als Ausschlusskriterium sehen.“ Seiner Meinung nach stelle diese Norm ein zu starres Konstrukt an Abläufen dar, die individueller Beratung und Anpassung an die Bedürfnisse im Einzelfall keinen Raum gebe.

Finanzplanung birgt Risiken und sollte mit Vorsicht behandelt werden. Trotzdem ist es als junger Mensch sicherlich hilfreich, sich selbständig einen Überblick über die eigene Finanzsituation zu verschaffen. Eine professionelle Finanzplanung durch Berater*innen muss dabei nicht unbedingt der falsche Weg sein. Dabei ist jedoch nicht zu vergessen, dass gerade provisionsbasierte Finanzberatung nicht immer im Interesse der Klient*innen handelt. Daher ist es ratsam, sich vorab sehr gut zu informieren und Finanzberater*innen mit Vorsicht und Skepsis gegenübertreten. Die intransparenten Verhältnisse lassen sich aber schlussendlich nicht vollständig auflösen, weshalb am Ende jede*r für sich selbst entscheiden muss, ob eine Notwendigkeit für Finanzplanung besteht und ob er*sie Berater*innen hinzuziehen will.


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