Stell dir vor, du bietest jemandem ein Stück von deinem besten selbstgebackenen Kuchen an — und die Person hat keinen Appetit. Ein herber Schlag, wo du dir doch so viel Mühe beim Backen gegeben hast. Völlig unverständlich, dass jemand dein Meisterwerk ablehnt, aber man kann ja auch niemanden zwingen. Also stellst du ihn erstmal zur Seite. So einfach ist das auch beim Sex.

 

Bei sämtlichen sexuellen oder zwischenmenschlichen Begegnungen gilt: „Nein“ bedeutet „Nein“. Das würden die meisten so unterschreiben und in der Theorie nicht anzweifeln. Das Prinzip ist simpel, aber im Alltag scheitern immer noch viele Menschen an der Ausführung. Erst 2016 wurde der Grundsatz im deutschen Sexualstrafrecht verankert. Vorher reichte ein „Nein“ nicht aus und Opfer mussten sich nachweislich physisch gegen Angreifer gewehrt haben, um überhaupt von Vergewaltigung sprechen zu dürfen. Auch im Laufe der aktuellen Sexismus-Debatte zeigt sich diese Rückständigkeit. Viele Frauen und auch Männer haben Erfahrungen beschrieben, in denen ihre Zustimmung keine Rolle gespielt hat. Hier kommt das Konzept von Konsens ins Spiel.

Der Duden definiert Konsens als „Übereinstimmen von Meinungen“ sowie als „Zustimmung oder Einwilligung“. Beim Sex, anders als bei politischen Verhandlungen, sollte es mehr geben als einen Minimalkonsens. Hierbei einigen sich die Verhandlungspartner*innen auf den kleinstmöglichen Nenner, bei dem auch Kompromisse eingegangen werden. Anders ist das beim Sex. Wenn eine Person nicht will, muss sie sich auch nicht zu Kompromissen herablassen – oder mit anderen Worten, sie muss nicht mal das kleinste Stückchen von deinem Kuchen essen. Ganz egal wie überzeugt du davon bist, dass er der anderen Person schmecken würde.
Was also bedeutet sexueller Konsens? Zunächst gilt: Er sollte deutlich sein. Frag nach, ob dein Gegenüber geküsst werden möchte. Freudiges Ja? Ausgezeichnet für euch – das heißt aber noch lange nicht, dass dein*e Partner*in auch unter dem Shirt angefasst werden will. Also vergewissere dich, ob er* oder sie* das gut findet. Insbesondere bei neuen Menschen solltest du dir bei jedem Schritt und jeder Berührung sicher sein, dass ihr sie beide wollt. Und auch dein*e feste Freund*in hat nicht immer Bock. Nichts ist weniger sexy, als sich aus Verantwortungsbewusstsein oder einem schlechtem Gewissen heraus küssen zu lassen.
Konsens muss nicht immer verbal sein. Achte auf die Körpersprache deines Gegenübers. Mit gesundem Menschenverstand lässt sich eigentlich schnell feststellen, wie dein*e Partner*in die Situation empfindet. Wird die Umarmung oder der Kuss erwidert? Zieht sich dein Gegenüber selbst aus? Schubst dich jemand weg, ist die Sache eindeutig, aber auch Passivität ist niemals Zustimmung. Selbst wenn Dissens nicht offen ausgesprochen wird, existiert noch lange kein Konsens – dafür braucht es ausdrückliches Einverständnis. Darfst du deinem Gegenüber die Hose aufknöpfen? Er* oder sie* weiß nicht? Und Stopp. Nicht wissen bedeutet „nein“ und ist keine Aufforderung zur Überzeugungsarbeit. Unter Druck geäußerte Zustimmung ist kein Konsens. Also merke: Freudiges „Ja“ bedeutet „Ja“; „Nein“ bedeutet „Nein“. „Vielleicht“ bedeutet auch „Nein“ – und Achtung: Gar keine Reaktion bedeutet ebenfalls, dass ihr keinen Konsens geschaffen habt.