Ägypten. Einst ein Land der Kultur, des Wissens, der Faszination, der Weltwunder. Später Reiseziel für wundervolle Tauchtrips und Urlaub in „Tausendundeiner Nacht“. Heute eher ein Ort des Arabischen Frühlings, Auseinandersetzungen und Gewalt. Das Land in Nordafrika ist in der öffentlichen Wahrnehmung all das.

Immer wenn ich erzähle, dass ich mit einem Deutsch-Ägyptischen Jugendaustausch nach Kairo reise, entgegnen die Menschen mit unterschiedlichsten Reaktionen: Viele finden es toll, andere raten mir davon ab und haben sogar Angst um mich.

Die BUNDjugend Berlin organisiert seit vielen Jahren verschiedene Austauschprogramme. Frankreich, Weißrussland und Deutschland sind nur einige der Orte, die der Jugendverband bereist. Seit 2013 geht die Reise mit jungen Erwachsenen auch nach Ägypten, mittlerweile also schon fünfmal. Die Idee ist jedes Jahr die Gleiche: Eine Gruppe von etwa 15 Teilnehmer*innen aus Deutschland trifft in Berlin und Kairo für je zwei Wochen auf 15 Teilnehmer*innen aus Ägypten. Was sie verbindet ist das Interesse an Umweltthemen. Die Sorge um den voranschreitenden Klimawandel treibt sie an, eigene Ideen und Projekte zu initiieren und sich ausführlich zu dem Thema zu informieren.

Die Programmteilnehmenden bei der Critical Mass in Berlin: Fahrradfahren für ein besseres Berlin
Quelle: BUNDjugend Berlin

Viele Momente der letzten Jahre werden immer im kollektiven Austauschgedächtnis bleiben. In einem Jahr verkleidete sich die Gruppe als Gemüse und verteilte am Alexanderplatz in Berlin 100 Äpfel, die sie vor der Mülltonne gerettet hatten. Und wie könnte man die gemeinsame Schlammschlacht vergessen? Ein anderes Mal organisierten wir einen Ausflug in die ägyptische Wüste, wo unter dem klaren Sternenhimmel oder in Zelten übernachtet wurde. Freundschaften entstanden, Menschen fanden zusammen und sangen gemeinsam ägyptische Folklore am Lagerfeuer.

Interessant am Austauschprogramm der BUNDjugend Berlin ist das Organisationskonzept. Die Organisation versteht sich nicht als Reisebüro, in dem Kunden gegen Geld eine Leistung erhalten. Vielmehr hängt das Programm von den Teilnehmenden ab. Die Organisation übernimmt in jedem Jahr eine Gruppe der Teilnehmer*innen des vorhergehenden Jahres. Über viele Monate im Voraus diskutieren diese über das Thema des Austauschs und organisieren das gesamte Programm. Sie planen einen Austausch, der den Anspruch hat, den Teilnehmenden nicht nur einen Austausch wie man ihn selber hatte zu ermöglichen, er soll sogar noch toller sein als der Eigene.

Und dann geht es los! Vorsichtig lernen sich die Leute kennen. Über Spiele, Gruppenarbeiten und während einer Zigarette zwischendurch. Schnell bemerken sie, wie viel sie trotz aller Unterschiede verbindet. Gespräche über Kultur, Religion, Leben, Studium entstehen und bauen Brücken zwischen Menschen, die ohne das Programm vielleicht nie aufeinander getroffen wären. Monate nach dem Ende des Austauschs bekommt das Orga-Team nicht selten mit, dass genau diese Menschen angefangen haben, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Projekte zu initiieren. Oder, dass Deutsche nun in Kairo leben oder Ägypter*innen ein Auslandssemester in Deutschland beginnen. Insgesamt geht das Programm nur vier Wochen, doch die Erfahrungen können Jahre lang nachwirken!

Auch in diesem Jahr wird es wieder einen deutsch-ägyptischen Jugendaustausch geben. Es geht diesmal um das große Thema Nachhaltige Städte. „Greenopolis“ hat das Orga-Team das Programm genannt, in dem sie über Smart Cities und Urban Gardening sprechen möchten, in Upcycling und Foodsharing Workshops selber Hand anlegen wollen und in theoretischen Vorträgen Wissen ansammeln.

Derzeit läuft die Bewerbungsfrist! Noch bis Ende April hat man Zeit, sich für die Reise zu bewerben. Los geht es am 31.7. in Berlin. In einem tollen Haus an der Spree werden wir gemeinsam zwei Wochen verbringen. Im September steigt die deutsche Gruppe dann in den Flieger und begibt sich auf dem direkten Weg nach Kairo. Die Ägypter*innen werden uns ihre Stadt zeigen: die Recycling-Szene, die Märkte, innovative Start-Ups, das Nachtleben und natürlich auch etwas Sightseeing: die Pyramiden! Zudem gibt es die Möglichkeit den Aufenthalt nach dem Programm auf eigene Kosten zu verlängern um dieses spannende Land Ägypten zu erkunden.

Habe ich euer Interesse geweckt? Dann schaut auf unsere Webseite und bewerbt euch noch heute: https://www.bundjugend-berlin.de/termin/aegyptenaustausch-2018/

Wir möchten nicht zu viele Versprechungen machen. Doch was wir versprechen, ist: Sonne, Freundschaften, Partizipation, leckeres veganes Essen und spannende Sessions!

 

Text: Stefanie Dilger