Julia von Blumenthal wurde vom Konzil zur neuen Präsidentin der Humboldt-Universität gewählt. Sie war nicht nur die einzige Kandidatin, sondern auch die Einzige, die sich von ihrer Wahl überrascht zeigte. 

Eigentlich folgt nach einer Wahl ein Bericht – aber was soll man schon berichten, von einer „Wahl“, zu der sich genau eine Kandidatin stellte? Ein Wahlgang, 44 Ja-Stimmen, 12-Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen – Julia von Blumenthal ist die neue Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin. Wer hätte es gedacht? Glückwunsch.

Ähnlich nüchtern schloss auch Konzilvorsitzende Maren Huberty die Sitzung. Nach einigen Danksagungen und warmen Worten hieß es, das Gremium habe „nichts weiter zu berichten.“ Na gut, dem kann ich mich anschließen – dann wird das hier eben mehr Kommentar als Bericht.

Dabei hatten sich die Verantwortlichen im Voraus durchaus Mühe gegeben, etwas Spannung in dem Prozedere aufzubauen. Denn eigentlich sollte die „Wahl“ um 9 Uhr vormittags beginnen – stattdessen blickte man als Zuschauerin knappe 25 Minuten auf ein Standbild des Hauptgebäudes. Einige Beteiligte würden noch auf ihr Testergebnis warten, weshalb der Wahlbeginn sich etwas verzögere, versicherte ein nervös klingender Pressesprecher auf Rückfrage. Kein Ding, das schmucke Gemäuer haben wir alle in den letzten drei Semestern ja eh viel zu selten gesehen.

Ab kurz vor halb zehn Uhr fuhr die HU dann aber sämtlichen technischen Schnickschnack auf, um den zeitweise 170 YouTube-Zuschauer*innen doch noch ein Spektakel zu bieten. Zwei Kameras fingen den magischen Moment ein. Eine davon spielte zwar über weite Teile des Wahlvorgangs die Hauptrolle, weil sie ständig im Bild war – aber wir sind hier schließlich nicht bei der Berlinale. Währenddessen schoben sich hinter der Kamera reihum 58 der insgesamt 61 stimmberechtigten Mitglieder des Konzils nach vorne, um ihre Zettel in eine Holzbox zu werfen. Danach folgte die Auszählung durch den Wahlvorstand. Ein Moment andächtiger Stille, bekannt sonst  nur von Modelmama Heidi Klum, kurz bevor sie ein Bild aus ihrem Schoß zaubert und dann – „Frau von Blumenthal, nehmen Sie die Wahl an?“

Nimmt sie.

Huberty gratuliert der neuen HU-Präsidentin von Blumenthal noch zu dem – kein Scherz – „eindeutigen Ergebnis“. Und wie um vergessen zu machen, dass das gerade eine One-Woman-Show war, wünscht sie nicht nur ihr, sondern gleich uns allen eine gute Amtszeit. Von Blumenthal selbst war es schließlich, die doch noch so etwas wie Erstaunen vortäuschte. In ihrer Dankesrede sagte sie, sie sei etwas aufgeregt nach Berlin gekommen, da sie die „Humboldt gut genug kenne, um zu wissen, dass diese immer wieder für eine Überraschung gut sei. Nun ist es eine positive Überraschung.“

Überraschungen gab es an der HU heute keine, aber wie der Vorsitzende des Wahlvorstands Lars Klöhn etwas stotternd verkündete – einen Neustart.


Foto: Jacqueline Kamp

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