Es wurde wieder gehackt. Diesmal aus dem heimischen Wohnzimmer. Zwei Tage lang entwickelten Studierende aus aller Welt Ideen rund um das Thema Wie sieht die Zukunft der Lehre im digitalen Zeitalter aus? Die Technische Universität (TU) Berlin veranstaltete vom 12. – 13. November im Rahmen des DigiEduHack 2020 einen digitalen Hackathon zum Thema Building Bridges – Digital, International & Sustainable. Nun stehen die Gewinner fest.

Der DigiEduHack 2020 ist eine Hackathon-Reihe. 50 verschiedene Projekte wurden in vielen verschiedenen Ländern angeboten. Jedes Projekt beschäftigte sich mit einer anderen Problemstellung. In diesem Rahmen rief die TU Berlin dazu auf, gemeinsam etwas über digitale Lehre zu lernen und neue Lösungsansätze dafür zu entwickeln. Voller Tatendrang versammelten sich am ersten Tag morgens um neun Uhr die Teilnehmer*innen bei der Chat-Plattform Mattermost und tauschten viele verschiedene Ideen aus. Schnell kristallisierten sich einige vielversprechende Projekte raus.

Noah war einer der Teilnehmer. Er studiert Wirtschaftsingenieurwesen und ist Hackathon-Neuling. Zusammen mit Thu-My kam er bereits mit einer Idee zu dem Online-Event. Sie bemerkten in den letzten Monaten, dass die Online-Lehre an Schulen in Deutschland verbessert werden müsse. Ein Freund von Noah gibt Online-Mathe-Nachhilfe und hat ihn auf Probleme aufmerksam gemacht. Die Schüler*innen hätten unter anderem Schwierigkeiten, mit den Online-Lerntools umzugehen. Thu-Mys Schwester, die selbst noch in der Schule ist, bestätigte dies. So ist die Idee erwachsen, neue Lösungsansätze für eine gute Online-Lehre zu entwickeln. Der Hackathon kam für Noah und Thu-My daher genau im richtigen Moment. Sie suchten sich fünf weitere Mitstreiter*innen und entwickelten das Projekt Campfire – Turning the Pandemic for the better. Campfire ist eine Plattform, die den Ideenaustausch zwischen Schulleitung, Lehrpersonal, Eltern und Schüler*innen fördern soll.

Der zweite Platz des Hackathons ging an SustainaTool. Das fünfköpfige Team entwickelte eine App, die den Anwender*innen helfen soll, sich darüber bewusst zu werden, wie sie aktiv handeln können in der aktuellen Klimakrise. Sie wollen helfen, klimafreundliche Absichten in alltägliche Handlungen umzusetzen. Teammitglied Johannes erklärt die Idee hinter der App. Johannes studiert Arbeitserziehung mit einem Fokus auf digitale Bildung und Bildung für eine nachhaltige Umwelt in Berlin. Mithilfe wissenschaftlicher Forschung könnten Anwender*innen der App lernen, welchen positiven Einfluss sie auf die Umwelt haben können.

Blick ins Spiel von SustainaTool. Screenshot: SustainaTool
Blick ins Spiel von SustainaTool. Screenshot: SustainaTool

Das liebevoll gestaltete Spiel-Design lässt keine Langeweile aufkommen beim Lernen. Nach zwei schlaflosen Nächten hat das SustainaTool-Team einen ersten Prototyp der App entwickelt. Teammitglied Shani studiert im Master an der TU Berlin Betriebswirtschaft mit einem Fokus auf Marketinginnovation und Entrepreneurship. Sie lobt die Teamarbeit mit ihren Mitstreiter*innen. Sie hätten sehr produktiv gearbeitet in der kurzen Zeit und gelernt, wirklich effektiv zu sein. Herausfordernd wären die verschiedenen Zeitzonen gewesen, in denen sich die Teammitglieder befunden haben. Während einige von Berlin gearbeitet haben, hat sich Energietechnik-Student Alfredo aus Mexico City zugeschaltet. Jedoch hat es am Ende zu einem zweiten Platz gereicht und das Team rund um SustainaTool arbeitet auch nach dem Hackathon noch fleißig an der Idee.

Das Team rund um Sustain.ALL konnte sich über den ersten Platz und 600 Euro Fördermittel freuen. Bengisu kommt aus Istanbul und hat Umwelttechnik studiert. Sie ist CEO von Sustain.ALL und erklärt, dass man nicht unbedingt Umweltwissenschaften studieren müsse, um ein eigenes Umweltprojekt zu entwickeln und ein Netzwerk dafür aufzubauen. Sie entwickelte daher mit ihren drei anderen Teammitgliedern eine digitale Austausch- und Lernplattform, die es Interessierten ermöglichen soll, sich zu vernetzen, um gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Dort kann man andere über sein eigenes Umweltprojekt informieren, Fördermittel suchen und herausfinden, wer ebenfalls am eigenen Projekt interessiert ist und somit motivierte Mitstreiter*innen finden.

Nun möchte das Team die Plattform Sustain.ALL international bekannt machen. Dabei würden sie tatkräftig von der TU Berlin unterstützt, vor allem vom TU Centre for Entrepreneurship. Jedoch konnte das Online-Format nicht ganz mit den Hackathons mithalten, die sonst präsent stattfinden. Noah fand es schade, dass es keine Möglichkeit gab, die Projekte vor anderen Teilnehmer*innen zu pitchen. Außerdem wäre er am Anfang etwas überwältigt gewesen von den vielen Teilnehmer*innen und den vielen verschiedenen Projekten. Er hätte sich mehr Unterstützung in der Anfangsphase des Hackathons gewünscht.

Amela aus dem Team Campfire entgegnete dem allerdings, dass ihr dabei die Mentor*innen sehr geholfen hätten und dass es bei Hackathons ganz normal sei, anfangs überwältigt zu sein. Auch Bengisu hat sich über die tatkräftige Unterstützung der Mentor*innen gefreut und würde allen, die eine Idee haben und nicht wissen, wo sie starten sollen, einen Hackathon empfehlen. Es würde sehr helfen, wirklich anzufangen und produktiv an einem Thema zu arbeiten. Abschließend fügt Noah hinzu, dass es gar nicht so wichtig sei, wer am Ende gewinnt, sondern wie viele neue Freundschaften man schließen könne bei einem Hackathon. Vor allem in der aktuellen Zeit ist das sicher viel wert.