Über ein Jahr saßen wir in unseren kleinen WG-Zimmern, trauerten der Freiheit hinterher, andere Länder und Kulturen hautnah zu erleben und sprachen in vielen Unterhaltungen über unsere Sehnsüchte. Über ein Jahr! Diese Zeit hat endlich ein Ende: Der Sommer kann immerhin in kleinem Maße wieder genossen werden. Doch während die Ferien geplant werden, fallen einem die Dinge wieder ein, auf die man beim Reisen eher verzichten könnte.

  1. Spielen wir: Ich packe in meinen Koffer…

Seit Wochen hält man es kaum aus: Wann geht es endlich los?! Mit der Vorfreude steigt die Nervosität und damit auch der Berg an Aufgaben, die vor Abreise noch zu erledigen sind, einschließlich dem Packen aller Sachen. Wochenlang war Zeit alles vorzubereiten und doch steht man am Tag vor Aufbruch etwas verzweifelt vor einem viel zu kleinen Backpack und zu vielen Dingen, die man im Urlaub unbedingt benötigt. Nachdem der Realität ins Auge geblickt und eingesehen wurde, dass die ein oder andere Sache doch lieber daheim bleibt, beginnt man damit jedes Kleidungsstück, jede noch winzige Kleinigkeit auf ihren Nutzen bewerten. Es wird um- und aussortiert, eingeräumt und wieder ausgeräumt, gewogen und abgewogen. Bis man am Ende des Abends oder meistens eher schon nachts, endlich verschwitzt und erschöpft vor einem fertig gepackten Rucksack steht und beim Schließen des Reißverschlusses auch ein kleines Fünkchen Stolz verspürt. 

2. Verspätungen (inklusive Sprints zum nächsten Gleis)

Der Packstress ist überwunden, die Nerven haben sich erholt, die Vorfreude ist wieder ungebrochen und der erste Umstieg mit dem Zug ist fast erreicht…hatte man zumindest gehofft. Die Zeit rinnt dahin und die Ungeduld über die fehlende Zugdurchsage und Ankündigung eines Zughaltes wächst mit jeder Minute. Eigentlich hätte man doch schon da sein sollen, eigentlich sollte eine halbe Stunde Umstiegszeit schon reichen. Eigentlich, eigentlich, eigentlich, man kennt den Struggle, hat sich oft genug über Verspätungen der Bahn lustig gemacht und doch erwischt es einen immer wieder unerwartet. Aber es hilft ja nichts, die kleine Sportsession bis zum nächsten Gleis muss dann wohl sein.

3. Sonnenbrand

Ach, wie gut sich Sonnenschein anfühlt! Nach dem langen Berliner Winter spürt man förmlich mit jedem Sonnenstrahl, wie der Körper Vitamin D tankt und man sich von einem Vampir wieder in ein menschliches Wesen mit etwas Farbe im Gesicht verwandelt. Die Haut fühlt sich warm an, man lässt sich die Sonne ins Gesicht strahlen, so soll es sein, so fühlt sich Urlaub an. Nur hatte man die Brennkraft der Sonne wieder vergessen, bis man am ersten Abend im Urlaub von einem krebsroten Gesicht aus dem Spiegel angestarrt wird und es bereut die After-Sun doch nicht eingepackt zu haben. Also an alle Sonnenliebhaber*innen, die sich lieber sunkissed anstatt sunburned fühlen wollen: Sonnenschutz nicht vergessen, und zur Sicherheit lieber auch mal die After-Sun-Creme einpacken. 

4. Abschiede

So schön eine Reise auch ist, Abschiede schmerzen, und das jedes Mal von Neuem. Sei es der Abschied von den Menschen, mit denen man die letzten Wochen verbracht hat, der Abschied vom Bettnachbar, der immer so laut geschnarcht hat, vom Rauschen der Wellen, der Bar in der man das ein oder andere Bier zu viel getrunken hat, den schönen Wanderungen, netten Surflehrer*innen, schönen Sonnenuntergängen und traumhaften Bergen. Schon allein der Gedanke an die Abreise löst Fernweh nach diesem Ort in einem aus, und das obwohl man diesen noch nicht einmal verlassen hat. Doch so sehr diese Abschiede schmerzen, sobald man wieder im Flieger sitzt, freut man sich auch wieder ein kleines bisschen auf daheim, wie es halt mit einem lachenden und einem weinenden Auge so ist. 

5. JetLags und das After-Urlaubs Tief 

Vielleicht liegt es an der Erschöpfung von der ganzen Reise, vielleicht ist es das After-Urlaubs Tief, vielleicht aber auch eine Kombination aus allem: Nach einer Reise trifft einen der Jetlag mit seiner ganzen Wucht. Es dauert, bis man die vielen Eindrücke verarbeitet hat und den Fakt akzeptiert, dass nun auch wieder der Alltag auf einen wartet. Wenn man sich darauf einlässt, ist dieser zum Glück doch auch nicht so schlecht. 

 

So sehr wir alle das Reisen vermisst haben, jeder hat eine Liste von Dingen, die man lieber wegstreichen würde. Man kennt sie und doch scheint man sie nach jedem Urlaub, jedem Roadtrip oder jeder Langzeitreise wieder zu vergessen. Warum, ist ganz klar: so sehr wir von diesen Kleinigkeiten genervt sind, umso mehr lieben wir unsere Freiheit. Deswegen genießt eure Reisen, lebt den Sommer und falls etwas mal nicht so klappt, nicht vergessen: Wir kennen es alle und es gehört einfach dazu.