Wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Wir kauen keine Häute mehr und wir sagen unseren Freundinnen nicht: „Hey Schatz, ich gehe jetzt mit meinen Kumpels ein Mammut jagen.“ Das Komische am Argument, Männer seien Jäger und Frauen Sammler, ist, dass die Menschen tatsächlich daran zu glauben scheinen. Aber wo in aller Welt gehen wir denn jagen oder sammeln? Im Supermarkt vielleicht. Dort in Kooperation: Der Mann jagt den Joghurt, die Frau sammelt ihn im Einkaufswagen. Man sieht: Männer aufs Jagen und Frauen aufs Sammeln zu beschränken, wirkt heutzutage absurd.

Eine kleine Anekdote zu diesem Argumentationsproblem: Als ich Kassierer war, bezeichnete man mich als Frau, da ich mich nicht mit einem Kunden schlagen wollte. Ich schlage mich sowieso nicht. Er aber forderte mich heraus, weil er der Meinung war, unsere Meinungsunterschiede müssten „vor der Tür“ ausgetragen werden. Als ich dies ablehnte, nannte er mich feige und eine Frau.

Was haben Frauen mit Feigheit zu tun? Nach meinem Wissen sind Frauen Menschen, genau wie Männer Menschen sind. Werte sind Werte und werden dem Menschen beigebracht. Natürlich orientieren sich Werte nicht selten anhand der Geschlechter, das haben graue Herren so beschlossen. Die meisten Frauen, die ich kenne, sind Kämpfer (Kämpferinnen) im Leben.

Letztens habe ich mich mit einem langjährigen Freund unterhalten. Er meinte, Frauen könnten nicht wie Männer Fußball spielen. Männer als die besseren Fußballer – ein weit verbreitetes Vorurteil. Auch sehe ich junge Männer, die damit prahlen „saufen“ zu gehen. Etwas, das Männer halt machen. Saufen Frauen nicht? Das wäre mir neu. Junge Männer beleidigen sich gern mit dem „Schimpfwort“ Schwuchtel. Vielleicht wollte der Kunde mich damals als Schwuchtel beschimpfen, nur ist ihm stattdessen Frau eingefallen.

„Ehre“ ist ein oft genannter Bezugspunkt. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Ehre ist das Ansehen in einer Gemeinschaft. Du hast einen gewissen Ruf, der „verletzt“ werden kann. Dein Ruf wird „schlecht gemacht“, du fühlst dich in deiner „Ehre“ gekränkt. Genau diese Ansicht kann dazu führen, dass man sich „vor der Tür“ trifft, um das Problem „zivilisiert auszudiskutieren“. Klar.

Dass Männer hinausziehen, um Kriege zu führen und Mammuts zu jagen, ist Vergangenheit. Mammuts existieren nicht mehr, Kriege schon, aber dort ändern sich die Umstände immer wieder. Ich muss mir keine Filme wie „300“ anschauen, um zu verstehen wie sich Verfechter klassischer Geschlechterbilder „echte Männer“ vorstellen. Denn gerade in Formulierungen wie „echte Männer“ liegt das Problem.

Vielleicht bin ich nicht „Manns genug“ und schreibe deswegen so abwertend. Vielleicht habe ich das Geschwafel darum, wer „Mann“, „Männer“ oder „am männlichsten“ ist, einfach satt und fühle mich gezwungen, damit aufzuräumen. Es gibt fürsorgliche Männer, die hart sein können. „Hart im Nehmen“ zum Beispiel. Sie können direkt sein, aber auch liebevoll. Grausam in der Aussprache, exzellent im Streicheln. Fraglich beim Einparken, wunderbar beim Bohren. Das muss man letztlich selbst herausfinden. Aber „den Mann“ gibt es höchstens noch bei denen, die im Supermarkt jagen und sammeln gehen.