Foto: Käthe-Kollwitz-Museum Berlin
Das Bild eines Totenkopfs, der mit Blumen versehen ist. Mit Geldscheinen beklebte Waffen und mit Fell überzogene Granaten. Und Käthe Kollwitz. Wie passt das zusammen? Die Antwort findet sich derzeit im Käthe-Kollwitz-Museum in Berlin.
Das Museum hat sich das Gedenkjahr 2014 – vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg – zum Anlass genommen, die kriegsbezogenen Werke der Künstlerin in den Fokus zu stellen. In den Werken Kollwitz‘ (1867-1945) stehen nicht die Kriegshandlungen im Mittelpunkt, sondern die Menschen, die unter diesen zu leiden hatten: Opfer, Angehörige, Hinterbliebene. Die Ausstellung setzt diese Werke zudemin einen interessanten Dialog mit zeitgenössischer Kunst von der ungarischen Künstlerin Kata Legrady (*1974). So begegnet uns schon im ersten Ausstellungsraum das Werk “Hommage an Käthe Kollwitz” (2013) von Legrady. Zu sehen ist eine große Friedenstaube, die aus vielen kleinen Patronen besteht. In diesem Werk werden Krieg und Frieden auf eine skurrile, aber außergewöhnliche Weise vereint.
Die Werke der beiden Künstlerinnen stehen in unmittelbarem Kontrast zueinander, was die Ausstellung sehr spannend und interessant gestaltet. Formal unterscheiden sich beide Werke sehr. Kollwitz schuf tiefgründige, ausdrucksstarke Bilder, die meist in dunklen und düsteren Tönen gehalten sind. Die Werke von Kata Legrady sind bunt und provokant und zeigen verfremdete Kriegsgegenstände. Inhaltlich jedoch gibt es Übereinstimmungen zwischen beiden. So wird dem Betrachter klar, dass Legrady versucht, auf ihre Weise zu zeigen, wie Krieg verharmlost wird. Die Waffen sind mit Schokolinsen bestückt,ein Schaukelpferd hat die Form einer Pistole und auf einem C-Print sind Gasmasken zusehen, die die Gesichter von Disney-Figuren haben.
Auf den ersten Blick wirken die Werke von Legrady eigenartig und passen nicht zu der Kunst von Kollwitz. Doch beim genauen Betrachten wird klar, wie genial diese Kunst ist und sich mit der von Kollwitz ergänzt. Denn auch ihr geht es nicht um die Gewalt selbst, sondern um die “süßen Versprechen” des Krieges. Beide Künstlerinnen verbinden mit dieser Kunst ihr eigenes Schicksal. Eine Kunst, die man als großartig und genial zugleich bezeichnen kann. Wer sonst würde auf die Idee kommen, Waffen mit Schokolinsen zu bekleben oder Granaten mit Fell zu überziehen? Und Kollwitz’ Werke? Eine zeitlose, eindrucksvolle und grandiose Kunst, die nachdenklich macht und bewegt.
Über mehrere Etagen erstreckt sich die Ausstellung. Nie sind die Werke der beiden Künstlerinnen getrennt, sondern treten beide gemeinsam in jeden Raum auf. Jeder Raum behandelt dabei ein bestimmtes Thema, was mit Krieg im Zusammenhang steht. Der Betrachter wird durch große Wandtexte in die Thematik eingeführt. Pluspunkt: Für alle nicht-deutschsprachigen Besucher gibt es englische Übersetzungen der Texte auf Beiblättern, die in jedem Raum zu finden sind.
Abgerundet wird die Ausstellung von Werken junger Schüler. Das Museum hat in Zusammenarbeit mit Berliner-Schulen das Thema Krieg und Konflikte ebenfalls erarbeitet. Diese Kunstwerke setzen den Dialog zwischen Kollwitz und Legrady perfekt fort.. Bemerkenswert ist der “Wandfries 1914/2014”. Er thematisiert Konflikte und Kriege der letzten 100 Jahre – vom Mauerfall über den 11.November bishin zum Konflikt in Syrien.
Neben der Sonderausstellung, die noch bis zum 9.November geöffnet hat, gibt es ein vielfältiges Beigleitprogramm, das Lesungen, Filmvorführungen oder Vorträge bietet.
“Mahnung und Verlockung – Die Kriegsbildwelten von Käthe Kollwitz und Kata Legrady” 30.06. – 09.11. 2014 Käthe-Kollwitz-Museum Berlin Fasanenstraße 24, 10719 Berlin 6 € / ermäßigt 3€ täglich 11-18 Uhr
Dienstags von 11-21 Uhr