Kürzere Öffnungszeiten, höhere Preise, weniger Auswahl – die Mensen der HU ächzen unter den Budget-Kürzungen des Senats. Auch wenn das Studierendenwerk sich bemüht, ein bezahlbares Angebot beizubehalten: Am Ende tragen die Student*innen die Extra-Kosten.

Im Mensa-Backshop c.t. herrscht an einem Mittwochnachmittag kurz vor der Prüfungsphase reges Treiben: Student*innen lernen, besprechen die anstehenden Klausuren, schreiben Essays und nippen nebenbei an ihrem Kaffee. Bis zum frühen Abend ist hier normalerweise Betrieb – aber nicht heute. „Wir schließen schon um halb vier“, ruft eine Mitarbeiterin über das Geplauder der Student*innen hinweg. Eine halbe Stunde später werden die Türen verschlossen und es herrscht Stille im c.t.-Backshop.

Das Café auf dem Campus Süd der Humboldt-Universität hat regulär von 8 bis 18 Uhr geöffnet, aber immer wieder konnte die Nachmittagsschicht im Sommersemester nicht besetzt werden. Viele günstige Alternativen gibt es in der Umgebung nicht: Das Café in der Dorotheenstraße 24 verlangt deutlich höhere Preise, die Mensa Nord ist zwei Kilometer entfernt und der Backshop in der Spandauer Straße ist seit der Weihnachtspause im Januar 2025 geschlossen. Was bleibt, sind kleine Fachschaftscafés, Nischen in den Uni-Gebäuden und überteuerter Kaffee an der Friedrichstraße.

Dabei versucht das Studierendenwerk Berlin, das derzeit 34 Mensen betreibt, den Student*innen so gut wie möglich entgegenzukommen. „Es ist unser Anspruch, Versorgung zu gewährleisten und den Wünschen der Studierenden gerecht zu werden“, erklärt Jana Judisch, Pressesprecherin des Studierendenwerks. „Aber unser Anspruch ist momentan sehr hart mit der Realität konfrontiert und die heißt: ökonomischer werden.“ 6,5 Millionen Euro wurden durch die Kürzungen des Berliner Senats im Jahr 2025 gestrichen. Verglichen mit den Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Euro im Verkehrs- oder Wohnungswesen klingt das nach einer Kleinigkeit. Prozentual ist das Studierendenwerk aber berlinweit mit am stärksten betroffen, sagt Judisch. „30 Prozent Kürzungen, das gab es sonst fast nirgendwo. Und machen wir uns nichts vor, bezahlt haben das die Studierenden über den Sozialbetrag.“ Denn auch den hat die Senatsverwaltung angehoben: Seit dem Sommersemester 2025 sind statt den früheren 63 nun 85 Euro pro Halbjahr fällig.

Dass sich mit dem höheren Beitrag nicht alle Lücken schließen lassen, macht sich auch in den Mensen bemerkbar. Zwei Backshops und eine Mensa wurden zu Jahresbeginn geschlossen, Öffnungszeiten werden angepasst, Preise steigen. Den größten Sprung hat der sogenannte Tagesteller gemacht, das „Sozialessen“ des Studierendenwerks, so Judisch. „Früher hat er 1,45 Euro gekostet, aber diesen Preis konnten wir beim besten Willen nicht mehr halten.“ Jetzt müssen Student*innen 1,75 Euro bezahlen und auch damit ließe sich der eigentliche Warenwert des Gerichts nicht abdecken. Allerdings hängen auch nicht alle Preissteigerungen mit den Kürzungen des Senats zusammen. Auch höhere Lebensmittelpreise, Inflation und Energiekostensteigerung sind eine Herausforderung für das Studierendenwerk. Deswegen seien etwa die Preise für Kartoffeln und Reis um zehn Cent gestiegen – rein marktbedingt.

„Eine gesunde, ausgeglichene Ernährung ist das nicht mehr“

Die Umstellungen der letzten Monate und Jahre kritisieren auch die Student*innen. Für Lea und Anna, die am Vormittag in der Mensa Süd sitzen und beim Essen noch an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, hat sich so einiges verändert. „Eine gesunde, ausgeglichene Ernährung ist das nicht mehr“, findet Lea. Früher hat sie die Auswahl an Gemüse als deutlich größer empfunden, inzwischen gebe es oft nur Kartoffeln, Patties und fast jeden Tag Pommes. „Und dazu nicht mal mehr Mayo und Ketchup“, fügt Anna hinzu. Stattdessen wurden neue Dips eingeführt. „Ich habe mit mehreren Leuten geredet, und damit ist wirklich niemand zufrieden.“ Sie vermisst auch das Angebot im Backshop c.t. nebenan. Früher habe es dort mehr Gebäck gegeben, jetzt könne man das nur noch in der Mensa kaufen, die schon mehrere Stunden früher schließt. Trotzdem sind die beiden regelmäßig in der Mensa Süd anzutreffen. Immerhin werde das Essen nicht abgewogen wie in anderen Städten, meint Lea. Anna nickt: „Ich nehme nie das teure Gericht, aber die Preise sind immer noch niedrig.“

Dass sie ihre Teller nicht auf die Waage stellen müssen, schätzen auch Isabelle und Niclas, die erst seit ein paar Monaten an der Charité studieren und oft in die Mensa Nord kommen. Aber auch den beiden Erstsemestern fehlt es an Variation, Isabelle ist vor allem der Proteinanteil zu niedrig: „Wenn man sich zum Tagesgericht noch ein paar Falafelbällchen dazu holt, wird es schon deutlich teurer.“ Aber ein größeres Angebot könne man bei dieser großen Menge an Essen wohl auch einfach nicht leisten, sagt Niclas mit einem Achselzucken. Er hat selbst schon in kleineren Mensen gearbeitet und kennt den Drill. Immerhin: In der Mensa Nord stehe man nie lang an, die Ausgaben seien sauber, wenn mal ein Gericht aus ist, dann gibt es Ersatz. Für ihn gehört die Mensa zum Alltag, er isst fast jeden Tag hier, auch um Geld zu sparen. Dem stimmt auch Alex zu, die ein paar Tische weiter sitzt. Klar, die Preise seien gestiegen, aber für sie immer noch im Rahmen. „Bei der Ausgabe dauert es schon ein bisschen länger“, findet sie, „aber vielleicht liegt das einfach auch an den Semesterferien.“

Weniger Mitarbeiter*innen, mehr zu tun

Fehlt es in den Mensen also an Personal? In der Mensa Süd sei das Team weiterhin gut aufgestellt, findet einer der Angestellten. Hier wurde die Belegschaft in letzter Zeit nicht reduziert – dafür aber in den Jahren zuvor, erinnern sich zwei Mitarbeiterinnen der Mensa Nord. „Es ist vieles anders, aber schon seit mehreren Jahren“, erzählt eine der beiden Frauen, während sie den Kuchen in der Auslage arrangiert. Sie sei schon seit 13 Jahren beim Studierendenwerk, ihre Kollegin sogar seit Anfang der 90er Jahre. „Es gibt mehr zu tun, weniger Personal.“ Die Änderungen hätten schon früher angefangen, bestätigt auch eine weitere Mitarbeiterin, während sie die Beilagen auffüllt: „Wir sind viel weniger, müssen aber mehr leisten, schon seit der Corona-Zeit. Damals wurde ja auch schon Personal abgebaut.“

Während der Covid-19-Pandemie wurden befristete Verträge zunächst nicht verlängert und auch Stellen, die durch Renteneintritte frei wurden, habe man nicht nachbesetzt, erklärt Judisch. „Da die Mensen fast anderthalb Jahre geschlossen bleiben mussten und nicht klar war, wie es danach weiter gehen würde, waren wir damals zu diesem Schritt gezwungen.“ Einige Angestellte hätten auch von selbst gekündigt, um der Kurzarbeit zu entgehen. So wurde die Belegschaft in den Berliner Mensen zwischen 2019 und 2022 um zehn Prozent reduziert: von 638 auf 579 Mitarbeiter*innen. Derzeit mache sich zudem der Fachkräftemangel bemerkbar, gerade wenn sich schon wieder eine Sommergrippewelle anbahnt – deshalb habe wohl auch der c.t.-Backshop während der Vorlesungszeit manchmal früher schließen müssen.

Mensa-Spätis, Foodtrucks und Selbst-Scankassen

Die Zukunft sieht laut Judisch auch nicht unbedingt rosig aus: „Wir werden weiter sparen müssen.“ Kritisch sehe es vor allem aus, wenn weniger Studienplätze vergeben werden, denn dadurch sinken auch die Einnahmen durch die Sozialbeiträge. Wenn die Gesamtzahl der Berliner Student*innen wie geplant um bis zu 15 Prozent reduziert wird, würde das Studierendenwerk jährlich rund vier Millionen Euro weniger einnehmen. „Diese Summe würde einen ähnlich umfangreichen Sparzwang nach sich ziehen wie die Kürzung des Zuschusses“, mahnt Judisch. Das mache es immer schwieriger, dem Versorgungsauftrag an den Hochschulen nachzukommen. Mehr Standorte oder längere Öffnungszeiten könne man nicht stemmen, dafür suche man aber nach Alternativ-Angeboten wie Foodtrucks oder Mensa-Spätis, in denen es auch nach 14:30 Uhr noch warmes Essen gibt. Die Mensen sollen außerdem digitaler werden: „Andere Studierendenwerke haben zum Beispiel Selbst-Scankassen, das schauen wir uns auch gerade an.“

Für 2026 und 2027 stellt der Senat den Hochschulen mehr Zuschüsse in Aussicht, mit dem Studierendenwerk wurde laut Judisch jedoch noch nicht verhandelt. Immerhin: Es soll wohl nicht weiter gekürzt werden. „Wir hatten große Sorge, dass die Beträge für Studierende nochmal angehoben werden“, sagt sie. „Aber momentan sieht es ganz gut aus.“


Fotos: Mara Buddeke.