Wer sich für Fotografie interessiert und eine Faszination für Naturfotografie hegt, dem wird „Photographer of the Year” zusagen. Die Ausstellung zeigt seltene Schnappschüsse aus der ganzen Welt und kürt dabei jährlich einen Gewinner: In der Ausgabe 2022 setzt sich ein Bild mit dem Namen ‚Das große Summen’ durch, das Kaktusbienen bei der Paarung zeigt. 

Nach zwei Jahren Pause aufgrund der Covid-Pandemie findet die Ausstellung „Photographer of the Year” wieder statt. Die gestochen scharfen Bilder, die die Natur in selten zu erblickenden Momente zeigen, üben auf die Besucher*innen starke Faszination aus. Der Wettbewerb, aus dem die Bilder ausgewählt werden, findet inzwischen zum 58. Mal statt – veranstaltet vom Natural History Museum in London. Diese Veranstaltung gehört zu den weltweit größten und berühmtesten ihrer Art und möchte die Kunst der Fotografie fördern und gleichzeitig auch auf den Umweltschutz aufmerksam machen.

Die ausgewählten Bilder wandern nach der Preisverleihung auf der ganzen Welt umher und werden unter anderem in Museen in Großbritannien, den USA, Kanada, Deutschland und der Schweiz ausgestellt. In Deutschland sind sie im westfälischen Pferdemuseum im Allwetterzoo Münster bis Mitte April 2023 zu sehen. Das Pferdemuseum ist zum elften Mal Gastgeber der Ausstellung. Die Bilder und ihre Entstehungsgeschichten sind aber auch im Buch ‚Wildlife Fotografien des Jahres‘ vom Verlag Knesbeck zu finden.

Karine Aigner zeigt mit dem Bild ‚Das große Summen’ Kaktusbienen, die auf dem heißen Sand in Texas zusammengekugelt liegen, während noch weitere Bienen anschwärmen. Was auf den ersten Blick vielleicht nicht weiter ungewöhnlich erscheint, wird mit etwas Hintergrundwissen interessanter. Denn es handelt sich bei diesem Schnappschuss um das eingefangene Paarungsverhalten der Kaktusbienen. Die männlichen Bienen schwärmen im Mai aus, um ein Weibchen zu finden. Sobald sich eine weibliche Biene zeigt, stürzen sie sich alle auf sie und ballen sich um sie herum. Das größte Männchen ist dabei meist erfolgreich, während die anderen im Gedränge des Paarungstummels auch mal Verletzungen davontragen. Dieser Vorgang dauert nur wenige Minuten, die die Profifotografin Aigner festhalten konnte.  

Umwelt, Artenschutz und Klimawandel in Bildern 

Viele der Bilder deuten auch auf die prekären Umstände der Umwelt hin. Bei den Bildern, die die Ausstellung zeigt, geht es nicht nur darum, sie anzusehen, sondern sie auch zu sehen und zu verstehen. Neben dem fotografischen Talent und der Ästhetik der Natur versteckt sich meist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und die Wahrnehmung für unseren Planeten schärft.

Mit ihrem Bild ‚Unterwasser-Wunderland‘ zeigt die Fotografin Tiina Törmänen ein Bild, das unrealistisch, aber fantasievoll erscheint. Auf dem Bild scheinen Fische entspannt durch den blauen Himmel mit rosa Wolken zu schwimmen. Die rötlichen Bauchflossen der Flussbarsche unterstreichen den Effekt. Der surreale Anblick täuscht jedoch und das Bild macht auf einen Aspekt des Umweltschutzes und des Klimawandels aufmerksam. Denn die rosa „Wolken“ sind Algenblüten, die auf Verschmutzung hindeuten. Die Algen gedeihen durch die Nährstoffe, die durch den Dünger der Landwirtschaft in das Wasser gelangen. Die Algen verbrauchen dabei den Sauerstoff und lassen durch die Flächendeckung kein Sonnenlicht mehr durch. Sterben die Algen ab, bilden sie eine Schicht auf dem Grund. Die Algen nehmen den anderen Wasserlebewesen ihre Ressourcen weg. Das Ungleichgewicht und das Übermaß der Algen ist unter anderem auch dem wärmeren Wasser und damit wahrscheinlich dem Klimawandel verschuldet.

Jedes Bild erzählt eine Geschichte, die einen eigenen Blick auf die Natur wirft und zum Nachdenken anregt. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich auf jeden Fall, wenn man sich für Fotografie, die Ästhetik der Natur oder die Mensch-Umwelt-Beziehung begeistert und sich auf eine Reise in fremde Welten einlassen möchte


Foto:© Karine Aigner, Wildlife Photographer of the Year 2022