Dating kennen wir meistens nur aus romantischen Beziehungen zwischen zwei Menschen. Unsere Autorin entschied sich für ein Solo-Date und teilt in diesem Artikel ihre Erfahrungen und was sie über sich und die Datingwelt gelernt hat.

Überall finden sich Ratgeber und Tipps, für das perfekte erste Date, den perfekten ersten Eindruck. Was ziehe ich an? Was strahle ich aus? Egal ob spezifische Tipps für Männer, Frauen oder Nicht-binäre Menschen. Für jede*n ist etwas dabei.

Wenn man Dating-Tipps in Google eingibt, ergibt die Suche ganze 47,5 Millionen Vorschläge. Unser ganzes Leben suchen wir nach der einen Person, mit der wir alles teilen können und vielleicht sogar eine Familie gründen. Die romantische Liebe ist schon immer ein großes Thema für den Menschen gewesen, wie uns die Kunst und Literatur beispielsweise aus dem antiken Rom vor über 2.000 Jahren zeigt.

Doch ist es tatsächlich möglich, erfolgreich zu daten und eine*n passende Partner*in zu finden, der oder die wirklich zu einem passt, wenn ich noch nie mit mir selbst auf einem Date war?

Ein kurzer Blick in meine Google-Suche zeigt, dass die Idee des Sich-Selbst-Datens keine neue ist, aber dennoch nicht weit verbreitet zu sein scheint. So ergibt die Suche zwar 17,3 Millionen Treffer, jedoch finden sich bereits auf der zweiten Seite wieder ausschließlich Artikel und Tipps für Dates zu zweit. Ein paar wenige Artikel beziehen sich direkt auf das Solo-Dating, wie es die Zeitschrift Glamour beispielsweise tituliert, und geben einen kleinen Einblick in die Fülle an Möglichkeiten für Dates mit sich selbst. Ein Solo-Date könnte zum Beispiel im Kino stattfinden oder in einem Day Spa. Auch alleine Essen, ins Museum oder auf ein Konzert zu gehen ist eine Möglichkeit. Die Liste ist grundsätzlich unendlich und das meiste, was mit einem anderen Menschen unternommen werden kann, ist genauso gut auch allein möglich.

So trostlos wie das zunächst allerdings klingen mag, so lehrreich und befreiend kann ein Solo-Date sein. Es ist eine Möglichkeit sich selbst nochmal ganz anders kennen zu lernen. Was gefällt mir und was unternehme ich eigentlich am liebsten? Das kann im „normalen“ Dating von unglaublichem Wert sein. Mit sich selbst allein zu sein, bietet die Möglichkeit sich viel freier und losgelöster von gesellschaftlichen Normen zu bewegen, weil da im besten Fall niemand ist, der einen be- oder verurteilt.

Bei meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass ich selbst schon einige Solo-Dates mit mir unternommen habe, doch jetzt habe ich es zum ersten Mal als solches bezeichnet.

Willst du mit dir auf ein Date gehen? 

Es war Ende August diesen Jahres. Im Kino wurde der von der Sängerin Halsey produzierte Kurzfilm ‘If I can’t have Love, I want Power’ angekündigt. Dieser sollte nur wenige Tage im Kino laufen und ich wollte ihn unbedingt sehen. Nur hatte keiner meiner Freunde spontan Zeit, also beschloss ich kurzerhand einfach alleine ins Kino zu gehen, etwas, was ich bisher noch nie getan habe. Zu groß war die Angst, dass ich mich ab einem bestimmten Zeitpunkt unfassbar allein fühlen könnte, da ich Kinobesuche nur innerhalb der Gruppe oder zu zweit kannte. Daher hatte ich es immer kategorisch ausgeschlossen. Doch allein ins Kino zu gehen war für mich nicht Challenge genug. Also beschloss ich daraus auch ein Solo-Date zu machen.

Zunächst überlegte ich, wie ich mir am besten gefallen würde, in welcher Kleidung ich mich am wohlsten fühlte, während ich da im Kino saß. Aber dennoch herausgeputzt genug, um für mich zu signalisieren, dass dies etwas Besonderes war. So zog ich eine schwarze Röhrenjeans und ein Merchandise-Shirt von einem meiner Lieblings-Youtuber an. Um den Look abzurunden, schlüpfte ich in meine Docs und schmiss mir meine Lieblingslederjacke über.

Ich überlegte, ob ich so gekleidet auch auf ein normales Date gegangen wäre und war mir unsicher. Ich würde vermutlich gar nicht so viel von mir preisgeben wollen, bei jemanden den ich beispielsweise über eine Dating-App kennengelernt habe. Wahrscheinlich würde ich mindestens ein anderes Shirt wählen. Doch mit mir selbst habe ich mich sicherer gefühlt.

Voller Selbstbewusstsein stolzierte ich los, legte auf dem Weg zum Kino noch einen Spaziergang ein und strahlte bis über beide Ohren. Im Kino gönnte ich mir einen großen Slushie und genoss jede Sekunde des Films. Tatsächlich bemerkte ich, dass ich nicht die einzige Person im Kino war, die sich den Film allein ansah. Und so verschwand dann auch das letzte Fünkchen an Angst, dass ich mich ab einem gewissen Punkt total einsam fühlen könnte. Nach dem Film machte ich einen schönen Spaziergang nach Hause und war einfach rundum zufrieden. Ich hatte mich nicht nur ein Stück weit besser kennengelernt. Der Film war super. Mir ist bewusst geworden, was für eine Stimmung ich bei einem Date schätze. Ich scheine da eher der entspannte Typ zu sein.

Mir ist aber auch klar geworden, wie sehr ich mich auf Dates häufig verstellt habe. Wie oft ich mich bewusst nicht so gezeigt habe, wie ich wirklich bin. Wie ich nicht von den Dingen erzählt habe, die ich wirklich mag. Nur um einer wildfremden Person zu gefallen, von der ich nicht mal wusste, ob er oder sie mir überhaupt gefallen würde.

Was ziehe ich also aus dieser Erfahrung?

Erstens ist es kein Mensch da draußen wert, sich nur um des ersten Eindrucks Willen komplett zu verstellen und seine kleinen Eigenheiten und besonderen Interessen für sich zu behalten.

Und zweitens können Solo-Dates sehr bereichernd für das Selbstwertgefühl sein. Sich selbst so viel Zeit einzuräumen, wie für andere auch, ist einfach ein schönes Gefühl. Ich konnte mich so betrachten, wie ich bin und nicht, wie andere mich sehen. Schließlich müssen wir unser gesamtes Leben mit uns selbst verbringen. Und wofür, wenn nicht Introspektion, würde sich die Single-Zeit am besten eignen, um anschließend einen wirklich zu sich passenden Menschen fürs Leben zu finden.


Foto: Marc Fanelli-Isla/ unsplash.com