6% Wahlbeteiligung. Die grauen Wolken scheinen ebenso schwer über der Demokratie zu hängen, wie der Himmel während der Wahltage. Doch, was denkt ihr zur StuPa-Wahl? Wir haben mit euch gesprochen: Vor den Wahllokalen und in der Mensa. Darüber was 2020 eure Meinungen, Wünsche und Ärgernisse rund um die studentische Selbstvertretung sind. 

Vereinzeln tappen Studierende in die Wahllokale, im Hauptgebäude ist dabei eine gewisse Unsicherheit zu beobachten. In der Mensa klirrt das Geschirr, es scheint ein Tag wie jeder andere zu sein. Stimmung wie bei einer Bundestagswahl kommt nicht gerade auf. Dennoch, auf die Bedeutung der Wahl angesprochen reagieren Studierende überraschend positiv. 

So erzählt ein Studierender der Erziehungswissenschaften: „Wählen ist immer wichtig. Sobald man die Möglichkeit hat, sollte man wählen gehen: Egal wo!“ Und eine Drittsemestlerin Literaturwissenschaften meint vollen Herzens, sie finde die Arbeit des StuPa „richtig wichtig“, auch wenn sie entgeistert gesteht, dass sie sich schuldig fühle die Wahl vergessen zu haben.

Sie appelliert an die Abgeordneten: „Die die das machen, sollen das auch auf jeden Fall weitermachen.”Ein Erstsemester Philosophie unterstreicht, er glaube, dass es wichtig sei seiner Stimme „einfach nur Ausdruck zu verleihen und vielleicht ein bisschen change hervorzurufen“. 

“Ich glaube nicht, dass es wirklich einen Unterschied machen würde, wenn ich wählen gehe”

Mit der Linken Liste, dem SDS, den Jusos und der IYSSE sind dieses Jahr vier dediziert linke Listen angetreten, die Zahl der Listen ist insgesamt von 19 auf 15 gesunken. Der Erstsemester Philosophie meint: „Ich finde auch einfach, es gibt viel zu viel Überschneidung zwischen denen und ich frage mich: Warum?”

So meint auch ein Fünfsemester Jura, es habe zwar viele verschiedene Listen gegeben, aber „die Themenbreite war eingeschränkt und deutlich weniger als zuvor“. Zudem käme es für ihn nicht in Frage einer Spaßliste wie der letztjährigen Dönerliste seine Stimme zu geben. Ein Erstsemester Sozialwissenschaften, der sich selbst als „sehr linksorientiertes Individuum“ bezeichnet beteuert an diesem Nachmittag sogar „Ich glaube nicht, dass es wirklich einen Unterschied machen würde, wenn ich wählen gehe.“ Die Meinung im Parlament bleibe letztlich die gleiche. 

Wunsch nach konkreten Themen

Nun ist die Wahl vorbei, die Ergebnisse stehen fest und für die Parlamentarier*innen geht es an die Arbeit. Was sind für diese Legislatur eure Wünsche? „Ich erhoffe mir konkrete Verbesserungsvorschläge. Ich möchte dass Studieren einfacher gemacht wird, dass zum Beispiel die Öffnungszeiten von Mensa und Bib länger sind”, sagt ein Drittsemester Sozialwissenschaften. Eine konkrete Forderung, die so auch die Liberalen, RCDS und Studis im Dialog prominent vertreten haben.

Eine Zweitsemesterin Regionalstudien Asien/Afrika, die schon einmal selbst im StuPa der FU gesessen hat, meint gerade im Hinblick des fast 900.000 Euro betragenen Budgets: „Da kann man schon viel machen im StuPa.” Das habe sich ihr jedoch auch erst erschlossen, als sie selbst im Parlament saß und wünscht sich das Vertreten queerfeministischer Positionen im Parlament. Der Erstsemester vom Sprachwissenschaftlichen Institut sagt ebenfalls nachdrücklich, er habe bei dieser Wahl nach „konkreten Themenvorstellungen“ gesucht und „Nicht nur Gerede à la -“Wir wollen das und das besser machen”.”

In den Gesprächen kommen das Einsetzen gegen Rechtstendenzen an der Uni, Feminismus und Unterstützung für internationale Studierende, als gewünschte Themensetzungen häufig vor.Ein Siebtsemester Philosophie äußert auch den simpel erscheinenden Wunsch „sich doch einmal anzuschauen, was können wir konkret hier verändern und wie wollen wir unsere Lehre unser Studium unsere Forschung gestalten“.

Ideologische Äußerungen sollen, so meint er, weniger Platz in der Arbeit des Parlaments einnehmen. „Es gab ja zum Beispiel die Forderung sich akademisch von der Türkei zu distanzieren. Wo ich sagen würde: Find ich schwierig. Hier sollte es eigentlich um Forschung, Lehre gehen, unpolitisch sein.“

Geringe Wahlbeteiligung bei StuPa-Wahl 

Nur, was bringt die Arbeit eines Parlaments insgesamt, wenn sie überwiegend nicht verfolgt wird? Indikator dafür ist die traditionell geringe Wahlbeteiligung, die nun nur noch 6 % beträgt. Zwar fiel auch der Satz „Alle beschweren sich über die Wahlbeteiligung und dann wollte ich was dagegen tun“.Anscheinend ist die mediale Strahlkraft des StuPas jedoch nicht allzu groß.

Die Erstsemesterin aus dem Sprachwissenschaftlichen Institut sagt dazu, etwas verzweifelt klingend: „Ich weiß nicht mal ob die meisten Leute auf den ganzen Mailinglisten überhaupt drauf sind oder ob alle Leute ihre HU-Mailadresse angegeben haben.“ Eine Drittsemesterin Kulturwissenschaften meint sogar, „Ich hab nicht mal diese Email von RefRat bekommen in der das drin stand.“ Sie sei nur zufällig an die Wahlstelle geraten. 

An der Verbreitung von Informationen oder an regelmäßig bespielter Social Media-Präsenz fehlt es beispielsweise noch. Wobei auch das wieder ordentlich viel Arbeitszeit erfordert. Arbeitszeit die die Listen von ihrer eigentlichen Arbeit ablenken könnte, über die sie sich schließlich auch profilieren können.

Zwei Studierende wünschen sich mehr Präsenz im öffentlichen Raum der Uni: Sie erwägen „Vielleicht mehr Kundgebungen“. Auch die Drittsemesterin Erziehungswissenschaften, kann sich solche Kundgebungen auch vor Vorlesungen vorstellen.
In jedem Fall werden sich viele selbst nach der Wahl Gedanken machen, wie es denn nun weitergeht mit der universitären Demokratie.