Seit 2009 vermittelt der Verein „Schülerpaten Berlin e.V.“ Patenschaften zwischen Erwachsenen und Schüler*innen mit Migrationshintergrund. Neben Hausaufgabenhilfe ist es ein Ziel, kulturellen Austausch zu schaffen.

„Ich will aufs Gymnasium gehen“, sagt Assma entschlossen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, einer kleineren Schwester und einem größerem Bruder wohnt sie in einer Wohnung in Schöneberg. Sie ist in Deutschland geboren, dann nach Ägypten gezogen, und mit drei Jahren wieder zurück nach Deutschland gekommen. Mittlerweile geht sie in die vierte Klasse, in zwei Jahren entscheidet sich, auf welche weiterführende Schule sie kommt.

Einmal die Woche trifft sie sich deshalb mit Victoria zum Nachhilfeunterricht. Victoria ist 30 und beruflich Referentin für Evaluation und Monitoring. Die beiden haben sich vor zwei Jahren über „Schülerpaten Berlin e.V.“ kennen gelernt. Der Verein vermittelt Patenschaften zwischen Erwachsenen und Schüler*innen mit arabischen Migrationshintergrund. Das Hauptanliegen ist Hausaufgabenhilfe, die Patenschaft geht allerdings über den Unterricht hinaus: Ziel ist auch kultureller Austausch. „Wir lernen voneinander“, sagt Victoria. 

Schülerpaten zwischen Lehrern und Eltern

Zusätzlich zu den Treffen mit Victoria, geht Assma einmal die Woche zu einer professionellen Nachhilfeschule. Mit Victoria sei es aber viel besser. Sie treffen sich entweder bei Assma zuhause oder in einer naheliegenden Bibliothek.

Das Team des Schülerpaten Berlin e.V. 2019. Foto: Schülerpaten Berlin e.V.
Das Schülerpaten Berlin e.V.-Team 2019. Foto: Schülerpaten Berlin e.V.

In den Ferien gehen sie zusammen Schwimmen oder ins Kino. Auch Assmas jüngere Schwester Jana kommt manchmal mit. „Ich wollte auch gerne Nachhilfe machen, aber meine Lehrerin meinte, ich bin zu gut“, sagt sie. 

„Schülerpaten Berlin“ hat sich 2009 gegründet und finanziert sich über Spenden und öffentliche Fördergelder. Neben der Vermittlung von Patenschaften bietet der Verein Weiterbildungsmöglichkeiten, finanzielle Mittel für Ausflüge, Sommer- und Weihnachtsfeste an. Der Verein ist ein „sehr netter, sehr unkomplizierter Haufen, der versucht Dinge möglich zu machen“, sagt Daniel. Er promoviert momentan in Physik und ist ebenfalls seit ca. zwei Jahren Pate einer Schülerin, die anonym bleiben möchte. „Man steht ein bisschen zwischen Lehrer und Eltern“, sagt er. „Die Hürde, sich bei uns auszukotzen, oder Fragen zu stellen, die man in der Schule nicht stellen würde, ist nicht so groß.“ 

Kinder als Leistungsträger der Familie 

Die wöchentlichen Treffen mit seiner Patin sensibilisieren Daniel auch für Probleme, die Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule und zu Hause haben: „Viele Probleme, die ich im Leben nie hatte, werden mir bewusst“, sagt er. „Wenn Eltern kein Deutsch sprechen, Kinder hingegen schon, übernehmen die viel mehr Verantwortung als andere Kinder in ihrem Alter. Sie fungieren dann schon als Leistungsträger der Familie.“ 

Schüler*innen und Pat*innen feiern das 10-jährige Jubiläum des eingetragenen Vereins Schülerpaten Berlin. Foto: Schülerpaten Berlin e.V.

Daniels Patin geht in die zehnte Klasse. In den Nachhilfestunden arbeitet sie daran, den mittleren Schulabschluss zu schaffen. Gleichzeitig nehme Daniel aber auch viel für sich selbst aus den Treffen mit: „Ich lerne unglaublich viel: Mit jungen Erwachsenen umzugehen, Verantwortung zu übernehmen, ich lerne eine Welt kennen, mit der ich dachte, schon abgeschlossen zu haben: Schule. Ich lerne komplexe Sachverhalte schnell zu verstehen und auf ihr wesentliches runter zu brechen. Man lernt selber, die Sachen wieder zu lernen.“ 

Mehr Infos und Möglichkeit mitzumachen: https://schuelerpaten-berlin.de