Sie fallen gar nicht mehr auf, gehören quasi schon zur Innenrichtung von Ärzten, Friseuren oder den Wohnzimmern unserer Tanten: Frauenzeitschriften. Aber wie wäre es denn mal mit ein bisschen mehr Inhalt? Alternativen zum üblichen Klatsch und Tratsch von Gala und Co., wenn man mal wieder ein wenig warten muss

Klar, Frauenzeitschriften können Spaß machen. Wenn man die Möglichkeit (und sonst nichts zu tun) hat, wirft man gerne mal einen Blick in eine InTouch oder die neuste Cosmopolitan und schaut nach, was die Promis so treiben. Knutscht Heidi Klum da wirklich mit einem von den Kaulitz-Brüdern? Machen die überhaupt noch Musik, so als Tokio Hotel? Hat Jennifer Lawrence tatsächlich Cellulite, so wie alle anderen Menschen auch? Welche bescheuerten Namen hat Kim Kardashian ihren Kindern jetzt schon wieder gegeben?

Doch eigentlich sind die allermeisten dieser Magazine nicht nur inhaltlich totaler Müll, sondern auch noch schlecht recherchiert und billig produziert. Meist wird ein schlechtes Paparazzi-Foto eines Promis abgedruckt und sich dann eine Geschichte ausgedacht, die dazu passen könnte. Person X steht am Strand und telefoniert? Das ist ganz bestimmt der neue Lover am Telefon, das heißt, sie hat eine Affäre, das heißt, die Scheidung ist nicht weit. Dann noch schnell die reißerische Überschrift einfügen und zack fertig: Schlagzeile.

Auf kurz oder lang ist der Konsum dieser Artikel nicht nur anstrengend, es bringt einem auch überhaupt nichts, ständig wilde Spekulationen über das Liebesleben fremder Leute zu lesen. Dazwischen tummeln sich dann noch einige der immergleichen Horoskope, Diättipps und „So finden Sie Ihren Traummann“-Artikel. Gähn.
Kann man seine Zeit beim Friseur nicht anders nutzen, als langsam aber sicher zu verdummen? Frauenzeitschriften können teilweise so blöd und belanglos sein, dass man sich zuweilen wundert, warum man als Frau automatisch nur diesen Müll vorgesetzt bekommt. Hier also ein kleiner Aufruf an alle Arztpraxen und Friseursalons, auch mal Magazine mit intelligentem Inhalt auszulegen. Und so lange das nicht passiert, auch ein Aufruf an alle Frauen, sich einfach selbst mal was mitzubringen.
Keine Angst, das ist keine Aufforderung, nur noch Doktorarbeiten zu lesen. Aber es gibt auch Magazine, die sich ein wenig mit Mode und Make-Up und Lifestyle beschäftigen, aber sehr viel bessere Inhalte vermitteln. Ab und zu kann es sich tatsächlich lohnen, sein inhaltsloses Frauenmagazin mit einem der folgenden auszutauschen. Die kann man übrigens auch alle ganz wunderbar in Friseurstühlen oder Wartezimmern lesen.

 

Missy Magazine
Missy ist quasi ein Musikmagazin, aber gleichzeitig noch sehr viel mehr als das. Die feministische Zeitschrift erscheint zweimonatlich im Selbstverlag und deckt hauptsächlich die Themengebiete Musik, Film, Kunst, Politik, Sex und DIY ab. Kolumnen, Fotostrecken und Vorstellungen von Produkten lockern das Design auf. Oft bekommt man Dinge empfohlen, von denen man vorher noch nie gehört hat, in die man sich dann aber unsterblich verliebt. Missy selbst sagt, das Magazin ist „für Frauen, die sich für Popkultur, Politik und Style interessieren und berichtet u.a. von herausragenden Künstlerinnen, die Musik machen, Filme drehen, fotografieren, Aktivistinnen, die die Welt retten oder auf andere Arten bemerkenswert sind.“

 

Emma
Die Emma liegt von allen vorgestellten Zeitschriften wahrscheinlich noch am ehesten in Wartezimmern aus, die darin enthaltenden Positionen sorgen aber auch für die meisten Kontroversen. 1977 von Alice Schwarzer gegründet erscheint die Zeitschrift auch heute noch zweimonatlich und befasst sich mit einer Reihe von Themen wie Bildung, Familie, Politik und Arbeitswelt sowie Kultur, Medien, Religion und Pornografie. Hierbei machen Politik, private Rollenverteilung und Medien die meisten Artikel aus.
Durch Projekte und Kampagnen unterstützt Emma unter anderem den Girls‘ Day, Frauenfußball, Proteste gegen Klitorisverstümmelung und Hilfsaktionen bei sexuellem Missbrauch. Mit manchen Positionen stößt die Emma jedoch auf Widerstand im feministischen Diskurs und sollte kritisch gelesen werden, denn die Zeitschrift hat viel guten Inhalt, aber auch Positionen, die man diskutieren kann. So zum Beispiel mit ihren Aktionen gegen Pornografie und PorNO-Kampagne, oder Diskussionen zu Frauen im Islam und Kampagnen und Texten gegen Kopftücher.

 

Siegessäule
„We are Queer Berlin”, sagt Berlins auflagenstärkstes Stadtmagazin über sich selbst. Früher war der Untertitel zur Siegessäule zwar „Berlins Monatsblatt für Schwule“, doch heute richtet sich der Inhalt an die gesamte Bandbreite der LGBTIQ+ Community. Und auch für alle anderen ist was dabei. Neben Artikeln über die Berliner Szene und coole Clubs sind auch Artikel über Politik, Kultur, Musik, Buch und Film abgedruckt. So in der letzten Ausgabe beispielsweise ein Interview mit Kevin Kühnert, der Juso-Bundesvorsitzender ist. Manche Texte sind außerdem zweisprachig abgedruckt, um auch englischsprachige Leser zu erreichen. Und das beste: Die Siegessäule liegt an circa 700 Stellen in Berlin kostenlos aus, so beispielsweise bei Dussmann und in einigen Bars.

 

Barbara
Ja tatsächlich, Barbara Schöneberger hat eine eigene Zeitschrift! Und sie hält, was sie schon auf dem Cover verspricht, denn das hier ist „kein normales Frauenmagazin“.  Das monatliche Lifestyleheft, ursprünglich entwickelt für Frauen zwischen 30 und 55 Jahren, ist zwar immer noch auf die Zielgruppe der üblichen Frauenzeitschriften zugeschnitten, allerdings trotzdem erfrischend angenehm zu lesen. Es geht zwar immer noch sehr viel um Mode, Beauty, Leben, Kochen und Einrichtungsgegenstände, aber immer mit der Einstellung, sich dabei wohl zu fühlen. Die Rezepte sind drin, weil gutes Essen eine super Sache ist und nicht weil man damit abnehmen kann. Generell gibt es keine einzige Diät, keine Flirttipps und erst recht keine Horoskope. Wer also beim Friseur nicht auf Mode- und Lifestyle-Themen verzichten möchte, sollte zur Barbara greifen und sich an der guten Stimmung darin erfreuen.

 

UnAufgefordert
Zu guter Letzt darf in der Zeitschriftensammlung eines jeden Magazin-Sammlers natürlich die UnAuf nicht fehlen! Einfach nächstes Mal auf dem HU-Campus die Augen offenhalten und schon gibt es keine Langweile in der Vorlesung mehr. Wie immer alles kostenlos und mit ganz viel Liebe gestaltet. Auch ganz ohne Horoskope.

 

 

Illustration: Laura Haselmann