Im Berliner Abgeordnetenhaus ist die Suche nach einem neuen Feiertag beendet: Mit dem 8. März ist künftig der Weltfrauentag ein gesetzlicher Feiertag in Berlin. Für unsere Redakteurin Juliane ist das jedoch kein Grund zum Feiern

Gesucht, gefunden

Hin- und her wurde diskutiert. Welcher Tag hat es denn verdient, der zehnte Berliner Feiertag zu werden? Zur Debatte standen der ehemalige Tag der deutschen Einheit am 17. Juni, der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar oder sogar der 9. November. Die Linke sprach sich unter anderem für den 8. Mai aus, welcher als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus bereits in der DDR lange Zeit Feiertag war. Bürgermeister Michael Müller plädierte für den 18. März, der an die Proteste der Berliner Bevölkerung während der Märzrevolution 1848 erinnern soll. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage, würde sich die Mehrheit der Berliner*innen für den Reformationstag als Feiertag aussprechen. Womöglich ärgern sie sich jährlich aber auch nur, wenn es halb Brandenburg am 31. Oktober zum Shopping in die Malls der Stadt zieht. Die FDP hätte am liebsten keinen neuen Feiertag. Der Wirtschaft wegen.

Der Vorschlag der stellvertretenden SPD-Landeschefin Iris Spranger hatte am Ende die Kraft, die Lager zu einen: Wie wäre es mit dem Weltfrauentag, um die Arbeit und Emanzipation der Frau wertzuschätzen? Gesagt, getan. Die rot-rot-grüne Landesregierung brachte einen entsprechenden Gesetzentwurf im Abgeordnetenhaus ein. Dieser wurde nun mit 87 Für- und 60 Gegenstimmen angenommen. Berlin ist damit das erste Bundesland, das den Weltfrauentag als gesetzlichen Feiertag eingeführt hat.

Feiertag der Heuchelei

Doch letztlich ging es den Berliner Abgeordneten nicht darum, das Recht der Frauen hochzuhalten. Vielmehr wollten sie mit den anderen Bundesländern in der Anzahl der Feiertage gleichziehen, beziehungsweise aufholen. Spitzenreiter Bayern kommt derzeit auf insgesamt 13 landesweite Feiertage, Berlin als Schlusslicht nur auf neun.

Viel wichtiger als pathetische, feiertagstypische Reden wären Taten. Es braucht mehr Förderung und Forderungen, mehr Transparenz beim Lohn, mehr Wille eine Gleichberechtigung in der Gesellschaft durchzusetzen. Denn es mangelt leider immer noch an gleichwertiger Bezahlung, an gleichwertigen Karrierechancen – und, wie uns kürzlich etwa die Unterstützungskampagne des entlassenen Leiters einer Berliner Gedenkstätte zeigt, in gewissen Kreisen sogar offenbar immer noch an Akzeptanz für die Gleichwertigkeit allgemeingültiger Rechte für Frauen. Hoffen wir also gemeinsam, dass Politiker*innen und Bürger*innen auch zukünftig ihre Energie nicht auf entsprechende Feierlichkeiten verschwenden, sondern für die Lösung dieses immer noch evidente gesellschaftliche Manko einsetzen – und anschließend können wir uns dann vielleicht wirklich alle entspannt zurücklehnen.