Regisseur Tamer Jandali setzt in „Easy Love“ den Biografien seiner Laiendarsteller*innen ein Denkmal – ein großes Problem seines Kinodebüts. 88 Minuten werden die Probleme seiner Millenialprotagonist*innen erörtert, leider nicht mit der nötigen Distanz, die „Easy Love“ zu einem kritischen Porträt der Generation Y gemacht hätte

Die Studentin Sophia prostituiert sich. Ihre Freier findet sie per App. Sie macht das, „weil sie ficken will“. Dass sie gleichzeitig damit Geld verdienen kann, sei Beweis ihrer Machtposition, sagt Sophia. Ihre Mutter sieht das alles natürlich anders. Die würde sie lieber in einem normalen Aushilfsjob sehen, deswegen probiert es Sophia in einem Bioladen, aber statt Waren zu verräumen, fingert Sophia lieber Orangen. Lange hält sie es dort nicht aus. „In einem scheiß Servicejob wird man viel mehr unterdrückt“, so Sophia.Sönke ist gerne dominant und schlägt manchmal Frauen beim Sex, wenn es über ihn kommt. Man sagt ja auch „getting physical“, rechtfertigt er sich seinem One Night Stand gegenüber, die das Thema am Morgen danach vorsichtig anspricht. Sönke ist nicht an Beziehungen interessiert – bis er sich am Ende doch verliebt, aber seine Liebe unerwidert bleibt.

Stella und Nic führen eine offene Beziehung. Stella lebt sich aus, Nic akzeptiert das. Aber als dann Nic Sex mit einer Anderen hat, fliegen Gläser und fließen Tränen. Stella erklärt unter Tränen und voller Selbstmitleid, dass sie „die Bilder nicht aus dem Kopf kriegt“. Lenny ist Pias erste lesbische Beziehung. Das findet Lenny nicht gut, denn sie will nicht, dass Pia sich mit ihr nur austestet. Daraufhin ist Pia sauer.

Die Reduzierung einer ganzen Generation auf ihre Klischees

Jandali hat für seinen Episodenfilm keine Schauspieler*innen, sondern Laiendarsteller*innen gecastet, deren eigene Biografien Inspiration für das Drehbuch waren. Das Problem an „Easy Love“ ist nicht deren schauspielerische Leistung, sondern die triviale Handlung, die vor sich hin plätschernden Dialoge, die Reduzierung einer ganzen Generation auf ihre Klischees.

Easy Loves mangelt es an Originalität – und die beginnt schon beim Namen. Es gibt sowohl die Netflix-Serie „Easy“ als auch die Netflixserie „Love“ und beide handeln von der Liebe, genau wie „Easy Love“.  Serien wie „Girls“ haben schon vor Jahren die Lebensrealität von privilegierten Millenials entlarvt und Früchte fingert die Multimedia-Künstlerin Stephany Sarley schon seit 2015, aber das ist wohl erst 2019 in Deutschland angekommen.

Wenn Sören eine Frau beim Sex schlägt, soll das wohl provozieren, wenn Sophia mit ihren Schwestern über ihre Freier redet, wohl auch. Jandali lässt seine Zuschauer alleine, bietet keinen Kontext an und vertut damit die Chance, ein Generationenporträt zu zeichnen. Stattdessen kann er es nicht lassen, seine Protagonist*innen zu glorifizieren, verliert jeden Abstand zu ihnen und suhlt er sich Slowmotion Aufnahmen langer Haare und pseudo-schamanischer Tänze.