Es gibt Filme, die schaut man erwartungsvoll, mit Empfehlungen im Hinterkopf und den Bildern des Trailers vor dem inneren Auge. Geschichten, die man erzählt bekommt, zwei Stunden lang erlebt, und die dann auf dem Weg vom Kino nach Hause zu den Höhepunkten zusammenschrumpfen, während man mit Freunden über die lustige Szene scherzt, die in Erinnerung geblieben ist. Das erstaunliche Leben des Walter Mitty mag für manche Leute genau so ein Film sein. „Schöne Landschaftsaufnahmen“, werden sie sagen, „süße Geschichte, aber auch ohne große Substanz.“ Wahrscheinlich haben sie Recht.

Und doch ist dieser Film so viel mehr für mich geworden, seit ich ihn das erste Mal an einem Sonntagnachmittag aus Langeweile und in schlechter Qualität auf meinem Laptop gesehen habe. Ich: 17 Jahre alt, kurz vor dem Abitur, hin- und hergerissen zwischen aufbrechen, um die Welt zu sehen oder in Deutschland bleiben, um zu studieren. Walter Mitty: Ein Mann um die 50, Archivar beim LIFE Magazine, der sein ganzes Leben damit verbracht hat, über Abenteuer zu lesen, statt sie selber zu erleben. Und der dann doch den großen Sprung wagt: Aus dem Flugzeug raus auf’s Schiff, zu fremden Orten, rein ins Leben. Der Film ist ein Appell an den Kopf, der suchen will statt zu finden und der dokumentiert statt zu erleben. Er ist eine Hommage an das Glück, dass sich in der Einsamkeit finden lässt und doch geteilt besser wird.

Ich habe mich letztendlich für das Studium entschieden. Nicht aus Angst, sondern mit

Mitty in Gedanken und der Versicherung des Films, dass das wahre Abenteuer nicht geplant werden kann. Dass es nicht das Ende der Welt ist, seine Lebensentscheidungen auf Vernunft und Sicherheit aufzubauen, solange man bereit ist, sich eines Tages mitreißen zu lassen. Bis dahin bleibe ich ein Träumer – Ganz so wie Walter Mitty.

Foto: Annika Werner

Text und Foto: Annika Werner