Der amerikanische Regisseur Jim Jarmusch erzählt in seiner neuesten Tragikomödie „Paterson“ von dem Leben eines Busfahrers, der sich der Poesie verschrieben hat. Der Film feierte am 16. Mai 2016 im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes Premiere und ist seit November 2016 in den deutschen Kinos zu sehen. Die Hauptrolle des dichtenden Busfahrers spielt Adam Driver.

Paterson, eine kleine Stadt in New Jersey, USA und auch der Name des Busfahrers, der ein friedliches Leben mit seiner Frau Laura und der Bulldoge Marvin führt. Erste Szene: umgeben von gemütlich aussehenden Decken schläft ein Paar. Paterson küsst zärtlich die Schulter seiner Verlobten, das Publikum dringt in die Intimität des Paares ein. Paterson sieht auf seine Uhr: 6:15 Uhr. Er steht auf um seinen Arbeitstag zu beginnen, während aus dem Hintergrund eine Stimme ertönt:

We have plenty of matches in our house
We keep them on hand always

Ein Gedicht über Streichhölzer? Ein Gedicht, welches zunächst langweilig klingt, doch Schritt für Schritt bauen sich die Zeilen, die von der Stimme diktiert werden um und die Streichhölzer transformieren sich zu einem Symbol von Liebe.

So sober and furious and stubbornly ready
To burst into flame
Lighting, perhaps the cigarette of the woman you love
For the first time
And it was never really the same after that

© Mary Cybulski
© Mary Cybulski

Mit diesem Gedicht erinnert uns Jarmusch daran, dass unser Alltag auch Schönheit und Lyrik besitzt. Im Verlauf des Filmes, folgen wir den Träumereien des Dichters Paterson. Jarmusch läd uns ein den Alltag zu beobachten und zu bewerten. Die Orte des Geschehens sind begrenzt: Patersons Haus, der Bus und die nähere Kneipe. Je mehr die Tage vergehen, desto stärker versinken wir in den uns gar nicht so fremden Alltag. 6.15 Uhr: Aufstehen, Frühstück, Weg zur Arbeit, ein paar gekritzelte Zeilen in sein Gedichteheft, Konversationen im Bus, Rückfahrt nach Hause, der tägliche Spaziergang mit dem Hund, ein Bier in der Kneipe, die Umarmung im Bett. Jede Handlung sieht auf den ersten Blick wie die andere aus, Jarmusch bereichert aber jede Szene mit Humor und Zärtlichkeit.

Das Leben Paterson’s zu beobachten erlaubt uns die Schönheit der Banalität zu sehen und erinnert uns daran, dass Poesie überall versteckt ist. Paterson ist eine Ode an die diskrete Schönheit unser Alltages, an die Einfachheit der Schönheit. Jarmusch hat eine herrliche Botschaft geteilt die jeder sehen und erfahren sollte.
Letzte Szene: Paterson guckt auf sein Notizbuch und wartet auf einen kreativen Einfall. Wir werden eingeladen unsere eigene Kreativität freizusetzen. Wie Paterson, befindet sich in jedem von uns ein Beobachter der Poesie des Alltages. Man sollte einfach seine Augen öffnen und seine Emotionen neu entfachen. Danke Jarmusch!

Text: Victoria Kuntermann
Foto: © Mary Cybulski