Faltige Haut aus Beton

 

Die Humboldt-Universität besteht aus unzähligen Gebäuden und hinter jedem einzelnen steckt eine Geschichte. An dieser Stelle wollen wir sie erzählen. Diesmal: Die Dorotheenstraße 24.

 

Luft, Glas, Beton und Licht –  dass daraus eine „gefaltete Fassadenhaut“ entstehen kann, mag nicht jedem in den Sinn kommen. Doch so eloquent beschreiben die Architekten Abelmann, Vielain und Pock ihr Projekt Dorotheenstraße 24. Ihre Origamiwut macht keinen Halt: Die faltige Metapher zieht sich durch alle vier Gebäude.

Angesichts der hier ansässigen Institute für deutsche Literatur und deutsche Sprache und Linguistik verwundert diese sprachliche Kraft nicht. Außerdem sind hier noch das Nordeuropa-Institut, die Bibliothek der Germanisten und Skandinavisten sowie einen Musiksaal und Übungsräume untergebracht.

Glatt und schützend legt sich die besagte Haut aus Beton um die zwei alten Gebäude des Komplexes, einem ehemaligen Plattenbau aus den 70er Jahren und einem Neorenaissance Bau aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Zwischen 1887 und 1902 befand sich in letzterem das germanistische Seminar, bestehend aus Seminarräumen und einer Bibliothek. 1955 hat der Musikpädagoge Fritz Reuter den Neubau des Hauses, einschließlich eines Musiksaals mit einer Orgel veranlasst. Heute huldigt der Saal seinen Namensgeber mit diversen Konzerten der musikalischen Ensembles der HU. Zwischen 2004 und 2006 wurden die Gebäude saniert und zwei weitere angefaltet.

An das Reuterhaus schließt sich zur Georgenstraße das lichtdurchflutete Seminargebäude gläsern an und verdichtet sich in einem Betonbau.

Im Erdgeschoss befindet sich die Bibliothek der Germanistik und Skandinavistik. Auch hier konnten die Architekten das Falten nicht lassen, um „vielfältige Blickbeziehungen“ zu ermöglichen. Scheint ihnen gelungen zu sein: Sowohl die UnAuf aus dem Jahr 2010 als auch die Furios 2014 heben den hohen Flirtfaktor der Bibliothek hervor.  

Durch das Foyer des Reuterhauses gelangt man Richtung Dorotheenstraße in die Häuser 3 und 4 und befindet sich plötzlich im ehemaligen Plattenbau. Hier sind vor allem Verwaltungsräume und Seminarräume der Skandinavistik zu finden. Im Erdgeschoss verkauft das Café Weltgeist das, was der Mensa fehlt: Börek und  Kaffee aus dem Siebträger. Damit eingedeckt schlendert man raus auf den Hegelplatz und lässt sich auf der Wiese nieder. Und dann schaut man sich das Ganze noch einmal an. Es gibt immer eine neue Falte zu entdecken.