Der zweite Weltkrieg ist beendet und Deutschland liegt in Trümmern. Eine halbe Million Juden warten in der amerikanischen Transitzone. Sie wollen weg aus Deutschland. Doch ungefähr 4.000 von ihnen sind geblieben. Auf ihnen lastet ein großes Schuldgefühl, denn jeder einzelne fragt sich, warum er überleben durfte.

Frankfurt am Main, 1946. Hitler ist tot, aber sie leben noch. David Bermann (Moritz Bleibtreu) und seine jüdischen Freunde träumen vom Leben in Amerika. Um das nötige Geld für die Überfahrt zu besorgen, brauchen sie eine gute Idee. Was benötigen die Deutschen jetzt am dringendsten? Wäsche. Zusammen wollen sie das Wäsche-Geschäft von Davids Eltern wiederbeleben. Mit sehr viel Einfallsreichtum wickeln sie ihre Kundschaft um den Finger. Das Geschäft läuft. Doch die Vergangenheit ist nicht vergessen. Der schlagfertige David wird von Special-Agent Sara Simon (Antje Traue) zu seiner mutmaßlichen Kooperation mit der SS verhört. David hat ein besonderes Talent, dass auch im Film definitiv nicht zu kurz kommt: er kann Witze erzählen. Diese Fähigkeit hat ihm im KZ eine besondere Stellung beschaffen. Bis er schließlich beauftragt wurde, Hitler das Witze erzählen beizubringen – um Mussolini zu beeindrucken. Nun muss er die Verhörspezialistin davon überzeugen, dass er damals keine andere Wahl hatte und letztendlich gar nicht auf den Führer getroffen ist. Ganz zufällig laufen die beiden sich privat über den Weg und kommen sich näher. Dass Davids Akte geschlossen wird, liegt besonders an seinem Charme und der Schwäche Saras für den attraktiven und wortgewandten Mann.

Davids Freunde hingegen haben andere Probleme. Krautberg (Václav Jakoubek) trifft den ehemaligen SS-Offizier wieder, der seine Eltern auf dem gewissen hat. Dass ehemalige Täter und Opfer nebeneinanderher leben sollen, wollen sie nicht hinnehmen. Die Freunde werden sozusagen zu jüdischen Rächern. An dieser Stelle wird tatsächlich an Humor gespart und es wird kurz ernst.

Doch ansonsten ist alles – inklusive Drama und einschließlich Happy End – wie im Märchen.

Das tragische Schicksal Vieler ließ sich mit Humor sicherlich erträglicher machen. „Und ohne Witz? – wären sie schon lange tot.“ An einigen Stellen scheinen es Garbarski und Michel Bergmann (Drehbuch) jedoch zu gut damit zu meinen. Ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit hätte dem Film nicht geschadet und der Geschichte keinen Abriss getan – im Gegenteil. Aber, und so ist es bei diesem Thema vielleicht am angenehmsten und unterhaltsamsten: Ende gut, alles gut.

Bären-Potenzial: Es war einmal in Deutschland… läuft im Berlinale Special, kann also keinen Bären gewinnen und das ist auch gut so.

BZQ-Punkte: Wie viele Juden tatsächlich den Holocaust überlebt haben, ist nicht ganz klar. Historiker schätzen zwischen 100.000 und 200.000 Menschen. Dass einer von ihnen sein Überleben seinem Humor zu verdanken hat, ist jedoch nicht bekannt.

Prokrastinationspotenzial: Tatsächlich lässt der Film mehr vermuten, als er wirklich zu bieten hat. Doch Drama, Witz und schöne Menschen sind immer eine gute Mischung und erschaffen hier einen sehr kurzweiligen Film.

Kuschelfaktor: Er: frech und charmant. Sie: unnahbar. Mit seiner schlagfertigen Art wickelt er sie dann doch um den Finger. Wie im Märchen.

UnAuf-Punkte: 2,5 von 5

Regie: Sam Garbarski. Mit: Moritz Bleibtreu, Antje Traue, Mark Ivanir, Hans Löw, Tim Seyfi, Anatole Taubman, Pal Macsai, Václev Jakoubek, u.a.

 

Fotos:

© 2017 – IGC Films – Fabrizio Maltese