Der Berlinale Palast ist eine von fünf Spielstätten rund um den Potsdamer Platz.

 

Geschrieben von Caspar Schwietering

Berlin, 11. Februar 2012

Als “Schaufenster der freien Welt” entstanden sie 1951 im Kalten Krieg auf Initiative der Amerikaner: die Internationalen Filmfestspiele Berlin. In diesem Jahr stehen Kinobegeisterte aus aller Welt für die 62. Berlinale Schlange. Rund 320.000 Kinobesucher zählten die Veranstalter der Filmfestspiele im vergangenen Jahr. 2012 werden es wohl noch ein paar mehr werden.

Am 8. Februar begannen die Festspiele mit dem Eröffnungsfilm “Les Adieux à la Reine” im Berlinale Palast. Bis Sonntag, den 19. Februar werden 395 Filme aus 14 verschieden Kategorien, die als Sektionen bezeichnet werden, in 866 öffentlichen Vorführungen gezeigt. Thematischer Schwerpunkt ist in diesem Jahr der Arabische Frühling.

Immer mehr Sektionen mit unterschiedlichen Preisen, prämiert von verschiedenen Jurys – Mit den Jahren ist das System der Festspiele recht unübersichtlich geworden. Wir stellen Euch die verschiedenen Sektionen vor und informieren darüber, wie man an Karten kommt.

Sektion Wettbewerb

Der Wettbewerb ist die bekannteste Sektion der Filmfestspiele. Hier konkurrieren 18 Filme aus aller Welt um die begehrten Ehrungen. Eine internationale Jury vergibt unter ihnen die Hauptpreise des Festivals, den Goldenen Bären für den besten Film und sechs Silberne Bären. Ein Silberner Bär geht an den Gewinner des Großen Preises der Jury. Die weiteren Silbernen Bären werden für die Beste Regie, das Beste Drehbuch, den Besten Darsteller und die Beste Darstellerin sowie für eine Herausragende Künstlerische Leistung verliehen. Der, nach dem Festivalgründer benannte, Alfred-Bauer-Preis ehrt einen Film, der „neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet“. Präsident der Wettbewerbsjury ist in diesem Jahr der britische Filmemacher Mike Leigh. Und auch sonst ist die Jury mit Anton Corbijn, Charlotte Gainsbourg, Jake Gyllenhaal, François Ozon, Boualem Sansal, Babara Sukowa und dem letztjährigen Berlinale-Gewinner Asghar Farhadi prominent besetzt.

Die berühmtesten Autorenfilmer werden sich wohl auch 2012 eher in Cannes treffen. Aber in Berlin sind immerhin Brillante Mendoza, Miguel Gomes, Billy Bob Thornton und die deutschen Christian Petzold, Hans-Christian Schmid und Mathias Glasner dabei. Außer Konkurrenz laufen Zhang Yimous ?The Flowers of War?, sowie ?Extremely Loud and Incredibly Close? von Stephen Daldry. In einer Sondervorführung zeigt Steven Soderbergh sein Werk ?Haywire?.

Sektion Panorama

Der österreichische Film ?Kuma? von Umut Dag eröffnet das diesjährige Panoramaprogramm der Berlinale. Im Panorama werden Arthousefilme – Der Schwerpunkt liegt hier auf dem künstlerischen, nicht auf dem kommerziellen Aspekt – gezeigt, die möglichst das gesamte Weltkino abbilden sollen; vor allem Filme die in Deutschland keinen Verleih finden.

Insgesamt werden 53 Filme aus 37 Ländern gezeigt. Zwanzig davon sind Dokumentarfilme. Traditionell spielt hier das Queer Cinema – Kino mit besonderem Fokus auf nicht-heterosexuelle Thematiken – eine große Rolle. Der beste Film wird von Publikum gewählt und erhält den PanoramaPublikumsPreis. Im Panorama vertreten sind 2012 unter anderem Volker Schlöndorff mit ?La mer à l’aube? und Andreas Dresens ?Halt auf freier Strecke?.

Sektion Forum

In der Sektion Forum finden sich filmische Experimente, wie der Film ?Bestiare? von Denis Côté, der 72 Minuten ohne Dialog auskommt und das Verhältnis von Menschen zu Tieren thematisiert. Viele der Regisseure treten hier mit ihrem Erstlingswerk oder einen ihrer ersten Filme an. Was im Forum läuft, kommt in Deutschland häufig nicht in die Kinos. Während im vergangenen Jahr viele Filme der Sektion aus dem asiatischen Raum stammten, ist das Gros der diesjährigen Beiträge aus Europa. Auch Wiederaufführungen von älteren, teils restaurierten Filmen sind im Forum zu sehen: in diesem Jahr kambodschanische Filme der 60er und 70er Jahre. Insgesamt laufen in dieser Sektion 50 Filme. Eine Leserjury des Tagesspiegel prämiert den besten Film.

Bei den Vorstellungen der Sektionen Panorama und Forum sind die Regisseure und Schauspieler meistens anwesend, nach der Filmvorführung folgt eine Diskussionsrunde.

Sektion Generation

In der Sektion Generation werden Kinder- und Jugendfilme gezeigt. Kinderfilme sind in der Untersektion Kplus zu sehen, während Filme für Jugendliche in 14plus gezeigt werden. Hier sollen auch Filme, die eigentlich in anderen Sektionen laufen, aber als für Kinder geeignet und interessant erachtet werden, in sogenannten Cross-Section-Vorführungen einem jüngeren Publikum nähergebracht werden. Den Gläsernen Bär für den besten Film und den besten Kurzfilm in den Sektionen Kplus und 14plus vergibt eine Kinder- bzw. eine Jugend-Jury.

Sektion Retrospektive

Diese Kategorie beleuchtet immer eine bestimmte Zeit und einem bestimmten Typus von Film. In diesem Jahr ist ?die Rote Traumfabrik? das Thema. So wird heute das in den 20er und 30er Jahren aktive deutsch-russische Filmunternehmen Meschrabpom-Film bezeichnet. Zu sehen ist hier beispielsweise Sergej Eisensteins legendärer ?Panzerkreuzer Potemkin?.

Sektion Hommage

Die Hommage ist Meryl Streep gewidmet, die dieses Jahr den Goldenen Ehrenbären erhält. Aus diesem Anlass ist auch ihr aktueller Film ?The Iron Lady? im Programm.

Die Vorführungen der Retrospektive und der Hommage sind unter anderem im Zeughauskino direkt neben dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) zu sehen.

Die übrigen Sektionen

In der Sektion Berlinale Shorts werden Kurzfilme gezeigt. Eine Internationale Kurzfilmjury verleiht auch hier einen Goldenen und einen Silbernen Bären. Berlinale Spezial bietet Raum für Sondervorführungen. So auch Angelina Jolies Spielfilm-Regiedebüt ?In the Land of Blood and Honey? und der Dokumentation ?Death Row? von Werner Herzog. Anlässlich des hundertjährigen Geburtstages der Filmstudios Babelsberg zeigt die Berlinale in der Sonderreihe Happy Birthday, Studio Babelsberg zehn Filme, die dort entstanden sind. In der Kategorie Perspektive Deutsches Kino werden Filme junger deutscher Regisseure gezeigt. Das Forum Expanded weist über das Medium Kino hinaus. Neben Filmen sind hier auch Ausstellungen, Darbietungen und Diskussionen Teil des Programms Der Talent Campus bringt junge Filmschaffende mit Experten aus der Filmindustrie zusammen. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto ?Change Perspektive?. Beim Kulinarischen Kino wird nach der Vorführung aufgetischt und bei Berlinale goes Kiez macht sich die Berlinale für einen Tag auf den Weg in die Kinos der Kieze.

 

Die Kinos

Filmvorführungen gibt es in 20 Kinos zu sehen, 18 davon befinden sich in Berlin (2 in Potsdam). Das Zentrum der Berlinale ist am Potsdamer Platz rund um den Berlinale Palast, in dem die Wettbewerbsfilme ihre Weltpremieren oder ihre Internationalen Premieren feiern. Fünf der Berlinale-Kinos befinden sich dort. Wer von der Vorlesung direkt in Kino möchte, ist vom Campus Mitte der HU am schnellsten im Zeughaus und im Cubix. Für Studenten am Campus Nord bietet sich der Friedrichstadtpalast an.

Eintrittskarten

Tickets können an drei zentralen Vorverkaufsstellen gekauft werden: In den Potsdamer Platz Arkaden, im Kino International und im Haus der Berliner Festspiele. Der Vorverkauf beginnt immer drei Tage vor der Vorführung. Davon ausgenommen sind Karten für den abschließenden Kinotag, am 19. Februar. Diese können ab dem Beginn der Festspiele gekauft werden. Auch an allen Theaterkassen mit Eventim-System können Karten zu den gleichen Konditionen erworben werden, allerdings wird hier eine Vorverkaufsgebühr von zwei Euro fällig. Ein begrenztes Kontingent an Karten kann im Internet gekauft werden. Hier fällt eine Bearbeitungsgebühr von 1,50 Euro an. Die online georderten Karten müssen in den Potsdamer Platz Arkaden abgeholt werden.

Neben dem Vorverkauf gibt es auch Tageskassen in den Berlinale-Kinos, diese öffnen etwa eine Stunde vor der ersten Vorstellung des Tages. Studenten zahlen an den Tageskassen nur den halben Eintritt, im Vorverkauf jedoch den vollen Preis. Es lohnt sich daher, in Erfahrung zu bringen, wie sehr die gewünschte Vorstellung nachgefragt ist; dies kann man an den zentralen Vorverkaufsstellen erfragen.

Preise

Um Wettbewerbsfilme im Berlinale Palast sehen zu können, muss man 12 Euro bezahlen. Die Eintrittskarten für Wettbewerbsfilme in einem der anderen Kinos kosten 9 Euro. Bei Aufführungen von Panorama Filmen im Friedrichstadtpalast muss man 9 Euro investieren, sonst 8 Euro. Tickets für Forum, Perspektive Deutsches Kino, Retrospektive, Hommage, Happy Birthday, Studio Babelsberg, Berlinale goes Kiez und Berlinale Shorts kosten je 8 Euro. Die Karten für Filme der Sektion Generation erhält man für 3 Euro.

Weitere Infos zu den Filmen, Kinos und Eintrittskarten der Berlinale findet Ihr unter www.berlinale.de . Programme liegen außerdem kostenlos in jedem Berlinale-Kino und in den Potsdamer Platz Arkaden aus.

 

Fotos: privat